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Nach Anschlag in Afghanistan Nach Anschlag in Afghanistan: Angehörige und Kameraden nehmen Abschied

10.06.2003, 06:28
Den Sarg eines bei einem Sprengstoffanschlag am Samstag (07.06.2003) getöteten Bundeswehrsoldaten tragen am Dienstag (10.06.2003) auf dem Flughafen Köln/Wahn Soldaten zu der Gedenkfeier in eine Flughalle im militärischen Teil des Flughafens. Bei diesem Anschlag wurden vier Bundeswehrsoldaten getötet und 25 zum Teil schwer verletzt. (Foto: dpa)
Den Sarg eines bei einem Sprengstoffanschlag am Samstag (07.06.2003) getöteten Bundeswehrsoldaten tragen am Dienstag (10.06.2003) auf dem Flughafen Köln/Wahn Soldaten zu der Gedenkfeier in eine Flughalle im militärischen Teil des Flughafens. Bei diesem Anschlag wurden vier Bundeswehrsoldaten getötet und 25 zum Teil schwer verletzt. (Foto: dpa) dpa

Berlin/Kabul/dpa. - Trauer um Soldaten: Die Särge mit den vier in Kabul bei einem Terroranschlag getöteten Bundeswehrsoldaten sind am Dienstag nach Deutschland gebracht worden. Angehörige, Soldaten und Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) nahmen Abschied von den jungen Männern. Zugleich stellte die Bundesregierung klar, dass Deutschland seine Beteiligung an internationalen Friedensmissionen auch nach dem Attentat von Kabul nicht einschränken wird.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sagte in Berlin, der Tod der vier deutschen Soldaten habe ihn tief berührt. Das ändere aber nichts an der Bedeutung des Anti-Terror-Kampfes und an der Unterstützung für die Mission in Kongo. Ein Bundeswehr-Erkundungsteam startete nach Afghanistan, um eine Ausweitung des Einsatzes über Kabul hinaus zu prüfen. Schröder und Struck sagten, die Bundeswehr werde ihr Engagement in Kabul fortsetzen und sich Terrororganisationen nicht beugen. Struck: «Das sind wir auch den getöteten Soldaten schuldig.»

Den Angehörigen sagte Struck laut vorab veröffentlichtem Manuskript seiner Rede während des nichtöffentlichen Teils der Trauerfeier, dass sie von einem unerbittlichen Schicksalsschlag getroffen wurden. Da gebe es nichts wirklich Tröstliches. Viele Menschen im In- und Ausland fühlten aber mit ihnen. Einer der Geistlichen beim Gottesdienst in eine Flughafenhangar des Flughafens Köln-Wahn sagte: «Der Tod erfüllt alle von uns mit Schmerz. Wir können uns noch nicht vorstellen, wie es jetzt weitergehen soll.»

Die Särge der Opfer wurden unter Trommelwirbel in die Halle getragen, in der auch eine Ehrenformation der Bundeswehr wartete. Angehörige und verletzte Soldaten verneigten sich vor den Särgen und nahmen Abschied von den jungen Männern.

29 Soldaten wurden bei dem Anschlag verletzt. Ein mit Sprengstoff beladenes Taxi war neben zwei Bussen mit deutschen Soldaten zur Explosion gebracht worden. Die Soldaten waren auf dem Weg zum Flugplatz und wollten nach Hause fliegen. Die Hintergründe des Attentats sind Struck zufolge weiter unklar. In Frage kämen die Terrorgruppe El Kaida, die Taliban und die Gruppe um den Fundamentalisten Gulbuddin Hekmatjar.

   Die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan sollen auch nach dem tödlichen Terroranschlag vom Samstag nicht mit Panzern ausgerüstet werden. Struck lehnte entsprechende Forderungen aus der Union als ungeeignet für den Auftrag ab. Deutschland solle nicht wie eine Besatzungsmacht auftreten. Struck will an diesem Mittwoch mit seinem US-Amtskollegen Donald Rumsfeld über die so genannten regionalen Wiederaufbauteams in Afghanistan sprechen.

   Für die vier bei dem Anschlag getöteten Soldaten hatte es bereits am Morgen in Kabul eine Trauerfeier gegeben. Außerdem gedachten im hessischen Frankenberg die Soldaten der Burgwaldkaserne ihrer getöteten Kameraden.

   Frankreichs Präsident Jacques Chirac drückte dem Kanzler bei einem Besuch in Berlin sein «tiefes Beileid» zum Tod der Soldaten aus. Schröder betonte, er habe sich über den Kondolenz-Anruf von US- Präsident George W. Bush «sehr gefreut». Das entspreche dem «was zwischen Verbündeten üblich ist und darüber hinaus».

   Schröder und Chirac verständigten sich bei ihrem Treffen über die deutsche Unterstützung für die internationale Kongo-Friedenstruppe. Über die angebotenen Sanitäter und logistische Hilfe hinaus habe Frankreich keine Wünsche geäußert, sagte Schröder. Struck betonte, es werde kein deutscher Soldat in Kongo eingesetzt. Der französische Präsident nannte den deutschen Beitrag ein Zeichen der europäischen Solidarität. Das Bundeskabinett will am Freitag über den Kongo- Einsatz beraten. Der Bundestag soll kommende Woche entscheiden.

Drei Tage nach dem Anschlag auf deutsche Soldaten inKabul hat die internationale Afghanistan-Schutztruppe ISAF amDienstagmorgen Abschied von den vier Getöteten genommen. (Foto: dpa)
Drei Tage nach dem Anschlag auf deutsche Soldaten inKabul hat die internationale Afghanistan-Schutztruppe ISAF amDienstagmorgen Abschied von den vier Getöteten genommen. (Foto: dpa)
SJS/epa
Soldaten der Deutsch-niederländische Vorauskommando der Schutztruppe in Afghanistan (Archiv, dpa)
Soldaten der Deutsch-niederländische Vorauskommando der Schutztruppe in Afghanistan (Archiv, dpa)
EPA