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Nach AfD-Eklat Nach AfD-Eklat: Frauke Petry muss nun Leute hinter sich bringen

25.09.2017, 13:25
Frauke Petry verlässt die Bundespressekonferenz.
Frauke Petry verlässt die Bundespressekonferenz. Getty Images Europe

Berlin - In der AfD ist wegen des Streits in der Parteiführung schon seit Monaten darüber spekuliert worden, ob Petry womöglich eine Spaltung nach der Wahl vorbereitet. Was die anderen Mitglieder der Parteispitze jetzt überrascht, ist lediglich der Zeitpunkt. Sie hatten erwartet, dass die Parteichefin diesen Schritt nicht vor der ersten Fraktionssitzung gehen würde.

Bevor sie öffentlichkeitswirksam den Saal der Pressekonferenz verließ, sagte die Vorsitzende, ihr Anspruch sei es, „die Regierungsübernahme in 2021 vorzubereiten“. In einem Fernsehinterview erklärt sie Stunden später, sie stehe für einen „konservativen Neuanfang“. Wie das jetzt gehen soll, ist fraglich.

Wird Petry wie Lucke enden?

Um eine eigene Fraktion zu bilden, sind 36 Abgeordnete nötig. Dass es Petry gelingen werde, 35 Parlamentarier auf ihre Seite zu ziehen, sei „sehr, sehr unwahrscheinlich“, sagt der Vorsitzende der Berliner AfD-Fraktion, Georg Pazderski.

Auch die Gründung einer neuen Partei hält er nicht für aussichtsreich. Pazderski sagt: „Die wird genauso enden wie Luckes Partei. Da bin ich fest von überzeugt.“ Der AfD-Mitbegründer Bernd Lucke ist mit seiner neuen Partei in der politischen Versenkung verschwunden.

Bundesvorstandsmitglied Paul Hampel drückt es härter aus: „Es gibt immer ein paar Seelenlose, die auch den absurdesten Ideen folgen.“ Er wirft die Frage auf, was Petrys Paukenschlag für die AfD-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen bedeutet. Dort ist Petrys Ehemann Marcus Pretzell Vorsitzender.

Die Spitzenkandidaten Alice Weidel und Alexander Gauland haben sich nach Frauke Petrys spektakulärem Abgang auf der Pressekonferenz schnell auf die neue Situation eingestellt: „Natürlich bedauere ich, wenn Talente eine derartige Entscheidung treffen“, sagt Weidel mit eisiger Miene. Und: „Ich habe Frau Petry sehr geschätzt.“ Das klingt wie ein Manager, dem ein besonders fähiges Mitglied seines Teams gerade das Kündigungsschreiben auf den Tisch gelegt hat.

Direktmandat für Petry

Dass die intern so umstrittene Petry bei vielen Wählern im rechtskonservativen Milieu gut ankommt, steht außer Zweifel. In ihrem sächsischen Wahlkreis hat sie das Direktmandat geholt. In Sachsen, wo Petry seit 2014 die Landtagsfraktion leitet, ist die AfD bei dieser Bundestagswahl stärkste Kraft geworden - ein Schock für die CDU.

Dass Petry kein Mensch ist, der sich gerne unterordnet, ist auch bekannt. Als einfache Abgeordnete einer Fraktion anzugehören, die wahrscheinlich Gauland und Weidel leiten werden, wäre ihr sicher schwergefallen.

Gauland glaubt nicht an mehr Abtrünnige

Doch über solche Fragen redet sie jetzt nicht. Stattdessen beklagt sie den „inhaltlichen Dissens in der AfD“ und die „abseitigen Positionen“. Und was macht Gauland, der große Strippenzieher der AfD? Er sagt: „Frau Petry ist alleine gegangen. Ich sehe nicht, dass Abgeordnete ihr folgen werden.“ (dpa)