Über 117.000 Unterschriften Mutter fordert Jens Spahn auf selbst von Hartz IV zu leben - über 117.000 Unterschriften gesammelt

Köln - Jens Spahn ist dafür bekannt, kontroversen Diskussionen nicht wortlos aus dem Weg zu gehen. Dem CDU-Politiker ist es nach eigener Aussage ein Anliegen, mit markigen und teils provokanten Sprüchen Debatten anzustoßen. „Nichts ist doch langweiliger, als wenn alle derselben Meinung sind“, erklärte Spahn am Donnerstag mit einem Schmunzeln.
Ob er jedoch am vergangenen Wochenende bei seiner Bemerkung zum deutschen Sozialsystem mit einer derartigen Resonanz gerecht hatte, bleibt wohl sein Geheimnis. „Hartz IV bedeutet nicht Armut“, so die Behauptung des neuen Gesundheitsministers, die in den sozialen Netzwerken und bei Politiker-Kollegen eine Welle der Empörung auslöste.
Jens Spahn soll selbst von Hartz IV leben
Sandra S., Mutter eines zehnjährigen Sohnes und Empfängerin von Sozialleistungen, wollte die Aussage des Politikers nicht hinnehmen und startete auf der Internetplattform „change.org“ eine Petition. Ihre Forderung: „Herr Spahn, leben Sie für einen Monat vom Hartz-IV-Regelsatz!“
Die 40-Jährige Mutter habe sich von den Worten des CDU-Politikers verletzt und missverstanden gefühlt, begründet Sandra S. ihren Schritt. „Denn mit seinen Aussagen verstärkt Herr Spahn das Bild, das viele Menschen von Menschen wie mir haben,“ schreibt sie unter ihrer Petition.
Sandra S. bietet klärendes Gespräch an
Viel zu oft fühle Sandra S. sich in der Öffentlichkeit als Schmarotzerin abgestempelt. Dabei reiche der Grundregelsatz (416 Euro) gerade einmal für das Nötigste. „An Freizeitgestaltung, Hobbies, Freunde treffen, Kino, Urlaub oder Restaurantbesuche mag ich gar nicht erst denken.“
Mit ihren offenen Worten trifft die Hartz-IV-Empfängerin offenbar einen Nerv. Das ursprüngliche Ziel, 10.000 Unterschriften zu sammeln, wurde nach wenigen Stunden erreicht. Und auch die Hürde von 100.000 Teilnehmern musste nach oben korrigiert werden. Am Freitagvormittag hatten bereits 117.000 Personen die Petition der 40-jährigen Mutter unterschrieben.
Sollte sich Jens Spahn tatsächlich auf ihre Forderung einlassen, erhofft sich Sandra S. im Anschluss an das Experiment ein klärendes Gespräch. „Dann gehen wir beide einen Kaffee trinken und unterhalten uns noch einmal darüber, was Armut ist“, gibt sich die Hartz-IV-Empfängerin selbstbewusst.