Mit 57 Jahren Mit 57 Jahren: CDU-Politiker Andreas Schockenhoff ist tot

Berlin - Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Andreas Schockenhoff, ist tot. Der CDU-Außenpolitiker und langjährige Koordinator für die deutsch-russische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt starb in der Nacht zum Sonntag.
Unions-Fraktionschef Volker Kauder würdigte Schockenhoff am Sonntag als „einen der profiliertesten Politiker der Union, als leidenschaftlichen Außenpolitiker und exzellenten Kenner Russlands“. Gerade in diesem Jahr, so Kauder, „war seine Stimme von großer Bedeutung“.
Russland verliert einen Freund
Russland, besonders jener Teil, der mit dem Begriff Zivilgesellschaft nur notdürftig beschrieben ist, verliert in Schockenhoff einen Freund. Dass er ein solcher war, hat er oft bewiesen. Sein Engagement trug ihm in Deutschland wenig Freunde und die offene Feindschaft der russischen Staatsführung ein. Als er sich im Oktober 2012 gegen die Streichung kritischer Passagen in einem von ihm initiierten Antrag zu demokratischen und rechtsstaatlichen Defiziten in Russland wehrte, ließ ihn das russische Außenministerium wissen, er sei als offizieller Vertreter Deutschlands nicht länger erwünscht. In dem Antrag hieß es: „Der Deutsche Bundestag sieht eine erhebliche Gefahr, dass Russland durch rechtsstaatliche Defizite, fehlende Investitionen und mangelnde Innovation statt Modernisierung eine Zeit der Stagnation, statt Fortschritt und Entwicklung Rückschritte auf dem Weg zu einem offenen und modernen Staat drohen.“
Zuletzt hatte sich Schockenhoff um eine Reform des Petersburger Dialogs bemüht. Das Diskussionsforum, dass der Verständigung der Zivilgesellschaften Russlands und Deutschlands dienen soll, müsse ihre Vertreter stärker als bisher am Gespräch beteiligen, forderte der Schockenhoff gemeinsam mit der Grünen Außenpolitikerin Marieluise Beck in einem Eckpunktepapier.
„Er war ein gradliniger, werteorientierter Außenpolitiker, der auch Gegenwind nicht scheute, ein zuverlässiger Verbündeter der demokratischen Zivilgesellschaft in Russland und ein feiner Mensch“, erklärte der Vorsitzende der Grünen Heinrich-Böll-Stiftung, Ralf Fücks, am Sonntag. Sein Tod ist ein herber Verlust.
Die grüne Außenpolitikerin Marieluise Beck erklärte: „Viele Menschen werden sehr traurig sein. Die russische Zivilgesellschaft verliert in ihm einen klugen, kenntnisreichen und zugewandten Fürsprecher in Ost und West.“