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Militärdiktatur in Bolivien Militärdiktatur in Bolivien: NS-Verbrecher Barbie soll große Rolle beim "Kokain-Putsch" gespielt haben

27.07.2015, 13:19
NS-Verbrecher Klaus Barbie bei seiner Prozesseröffnung 1987 in Lyon.
NS-Verbrecher Klaus Barbie bei seiner Prozesseröffnung 1987 in Lyon. dpa Lizenz

La Paz - Der nach Südamerika geflüchtete NS-Verbrecher Klaus Barbie soll während seiner Zeit in Bolivien Kokaingeschäfte im großen Stil unterstützt haben, um einem Diktator an die Macht zu verhelfen. „Barbie war das Bindeglied zwischen Militärs, Politikern und der Drogenmafia um Roberto Suárez“, sagt der Filmemacher Peter F. Müller - am 8. September läuft bei Arte ein Dokumentarfilm mit entsprechenden Erkenntnissen.

Am 17. Juli 1980 kam es in Bolivien zum Putsch von General Luis García Meza, die brutale Militärdiktatur finanzierte sich unter anderem über Einnahmen aus dem Kokainschmuggel und wurde von den Drogenhändlern aktiv unterstützt - linke Kräfte wurden damals verfolgt, führende Oppositionelle starben. Suárez galt damals als einer der führenden Drogenhändler der Welt. Immer wieder war auch der aufstrebende kolumbianische Drogenboss Pablo Escobar in Bolivien, der zum Großabnehmer von Kokapaste wurde, dem Rohmaterial für Kokain.

Recherche dauerte drei Jahre

Der Sohn des im Jahr 2000 verstorbenen Suárez bestätigte der Deutschen Presse-Agentur regelmäßige Treffen seines Vaters mit Barbie Anfang der 80er Jahre. „Barbie hatte eine sehr enge Verbindung zu meinem Vater. Und mein Vater zu Escobar“, sagte Gary Suárez. Wegen der offensichtlichen Verstrickungen in den Drogenhandel gab es großen internationalen Druck, die Meza-Diktatur hielt sich rund ein Jahr. 1983, nach dem Übergang zur Demokratie, wurde Barbie an Frankreich ausgeliefert. Verurteilt zu lebenslanger Haft, starb er dort 1991. General Garcia Meza wurde zu 30 Jahren Haft in Bolivien verurteilt, die er noch absitzt, aber sein Gesundheitszustand ist seit Wochen schlecht.

Barbie ging als „Schlächter von Lyon“ in die Geschichte ein. Er war dort von 1942 bis 1944 Gestapo-Chef. Ein Militärgericht verurteilte ihn in Lyon 1954 in Abwesenheit zum Tode. Der unter dem Namen Klaus Altmann in Bolivien lebende Barbie soll enge Beziehungen zum Meza-Regime unterhalten und Unterstützer für den Putsch gesucht haben. „Das ist ein Kernteil unseres Films, die Verstrickung Barbies in den sogenannten Kokainputsch von García Meza“, betonte Müller.

Er hat zusammen mit Michael Mueller drei Jahre für den Arte-Film recherchiert und stieß dabei unter anderem auf die 180 Seiten umfassenden Memoiren Barbies. Barbie war auch zeitweise in Diensten des Bundesnachrichtendienstes und hat mit US-Geheimdiensten kooperiert. (dpa)