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Michel Friedman Michel Friedman: Anwalt schickte Fax irrtümlich an Pizzabäcker

02.07.2003, 14:10

Frankfurt/Main/Berlin/dpa. - Im Verfahren wegen illegalen Kokain-Besitzes gegen Michel Friedman sind durch eine Panne im Büro seinesVerteidigers Ermittlungsergebnisse an die Öffentlichkeit gelangt. Auseinem fehlgeleiteten Telefax geht nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung vom Mittwoch hervor, dass die Berliner Staatsanwaltschafteinen Strafbefehl für den Vizepräsidenten des Zentralrats der Judenanstrebt. Das Fax mit einem fünfseitigen Vermerk der Behörde seiirrtümlich bei einem Pizzabäcker gelandet.

Friedmans Verteidiger Eckart Hild erklärte am Mittwoch inFrankfurt am Main, das Dokument sei an eine falsche Adresse gefaxtund dann widerrechtlich weitergegeben worden. In dem Vermerk hat dieermittelnde Staatsanwältin dem Zeitungsbericht zufolge eine Bewertungder Zeugenaussagen von ukrainischen Prostituierten im Fall Friedmanvorgenommen. Die Berliner Justiz lehnte einen Kommentar dazu ab.

Nach Informationen von «Bild» war das Fax am Wochenende an denPizzabäcker gegangen. Der Anwalt Hild teilte mit, dass das Fax mitdem beigefügten Vermerk der Berliner Staatsanwaltschaft vom 28. Junian einen Mitverteidiger geschickt werden sollte. Durch einenZahlendreher bei der Fax-Nummer sei es an eine falsche Adressegegangen. Der Empfänger habe «widerrechtlich» das Schreiben samtAnlagen an Dritte weitergegeben.

Hild betonte, dass die Berliner Staatsanwaltschaft keinerleiVerantwortung an den publik gewordenen Ermittlungsdokumenten treffe.Der Berliner Justizsprecher Björn Retzlaff sagte am Mittwoch, diePanne habe keinen Einfluss auf das Verfahren. Zu dem Vermerk wolltekeine Angaben machen. Auch zur voraussichtlichen Dauer des Verfahrensund zur Möglichkeit eines Strafbefehls für Friedman lehnte Retzlaffeine Stellungnahme ab.

In der neuen Ausgabe des Magazins «Stern» heißt es, dasBundesgrenzschutzamt Berlin habe einen vertraulichen Bericht für dasBundesinnenministerium über die Ermittlungen im Fall Friedmanangefertigt. Demzufolge sei die Berliner Staatsanwaltschaft umsichtigvorgegangen, berichtete das Hamburger Magazin am Mittwoch vorab. DieJustizbehörde war wegen ihres Vorgehens gegen Friedman in die Kritikgeraten.