1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Medien: Medien: Moderator Gerhard Löwenthal ist gestorben

Medien Medien: Moderator Gerhard Löwenthal ist gestorben

08.12.2002, 19:45
Zwei Tage vor seinem 80. Geburtstag ist der langjährige Moderator des «ZDF-Magazins», Gerhard Löwenthal, gestorben. (Foto: dpa)
Zwei Tage vor seinem 80. Geburtstag ist der langjährige Moderator des «ZDF-Magazins», Gerhard Löwenthal, gestorben. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. -    «Vorbei ist das Fernsehen, aber als Journalist hört man erst auf,wenn der liebe Gott das bestimmt», hatte Löwenthal einst in einemInterview gesagt. Journalismus verstand er dabei stets als Kampf:Zwanzig Jahre lang prangerte er Mittwochabends zur besten SendezeitMenschenrechtsverletzungen hinter dem Eisernen Vorhang an und zoggegen die Ostpolitik des SPD-Kanzlers Willy Brandts zu Felde.

   Für die deutsche Linke wurde er zur Reizfigur. Doch während inWestdeutschland die anfangs mit 25 Prozent sehr hohe Einschaltquoteimmer mehr sank, verfolgten 30 bis 50 Prozent der Fernsehzuschauer inder DDR sein Programm: Löwenthal als Kontrastprogramm zum «SchwarzenKanal» von Karl-Eduard von Schnitzler.

   Nach 585 Sendungen wurde Löwenthal in die «Zwangspensionierung»geschickt, wie er es selbst sah. Doch auch danach mochte derJournalist nicht still halten und hielt Vorträge zurDeutschlandpolitik. Blätter wie das «Deutschland-Magazin» und die«Junge Freiheit» druckten seine Beiträge. Besonders gern sprach ervor studentischen Verbindungen und begründete dies mit seinem «Drang,Lebenserfahrungen an Jüngere weiterzugeben».

   Sein Weltbild änderte sich auch in den letzten Jahren nicht: «Ichhöre immer, der Kommunismus sei tot. Aber mir hat noch niemand dieLeiche gezeigt. Mich beschäftigt die Frage, inwieweit der Westenwieder dabei ist, auf die Russen reinzufallen.» Gleichwohl hatteLöwenthal, Vater von zwei Söhnen und mehrfacher Großvater, in einemdpa-Gespräch eingeräumt, er werde «ruhiger und nachdenklicher».

   Am 8. Dezember 1922 in Berlin als Sohn eines jüdischen Fabrikantengeboren, war er zeitweise zusammen mit seinem Vater im KZSachsenhausen inhaftiert. Seine Großeltern starben in Theresienstadt.Später legte er sich als Medizin-Student an der Berliner Humboldt-Universität mit der SED an und wechselte in den Westteil der Stadt.

   Fast die gesamte deutsche Nachkriegsgeschichte hat Löwenthaljournalistisch begleitet. Zunächst Reporter und Redakteur beim RIASwurde er mit 29 Jahren stellvertretender Programmdirektor - einePosition, die er später auch beim SFB innehatte. Nach einemfünfjährigen Zwischenspiel bei der OECD in Paris stieg er 1963 beimZDF als Redaktionsleiter in Brüssel ein. Das politische Profil desSenders wurde von Löwenthal mit seinem Magazin stark mitgeprägt.