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Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern: Barbecue mit George und Angela

Von Ulrich Scharlack und Christian Andresen 13.07.2006, 18:26
US-Präsident George Bush und Bundeskanzlerin Angela Merkel schneiden in Trinwillershagen bei Stralsund ein gegrilltes Wildschwein an.
US-Präsident George Bush und Bundeskanzlerin Angela Merkel schneiden in Trinwillershagen bei Stralsund ein gegrilltes Wildschwein an. dpa

Stralsund/dpa. - Er freue sich «seit langem auf dieses Fest», sagte er, besonders aber auf das Essen.

Gastgeberin Angela Merkel, die die Idee für das rustikale Barbecuehatte, freute sich, Bushs Gattin Laura auch und die 60 geladenenPersönlichkeiten aus der Region ebenfalls. Sie hatten vielfach nachder Wende politisch oder unternehmerisch Karriere gemacht und solltendas Interesse des Präsidenten an ihren Erfahrungen stillen.

Schon der Vormittag war ganz im Sinne des Gastes verlaufen.Winkende Schüler mit amerikanischen und deutschen Fähnchen beistrahlendem Sonnenschein hatten ihn schon bei der Ankunft auf demMarktplatz in Stralsund empfangen. Seine «Freundin» Angela begrüßteer nach dem Verlassen der gepanzerten Limousine erstmals mit Küsschenrechts und links. «Nice to meet you» («Nett, Euch zu treffen»), riefder Präsident den sorgsam ausgesuchten - angesichts von so vielBürgernähe aber doch überraschten - Zuschauern immer wieder zu.

In der Hansestadt setzte Bush seine schon vor Monaten begonneneCharme-Offensive gegenüber Merkel, und im Grunde gegenüber ganzDeutschland, mit Vehemenz fort. So als wolle er die Erinnerung an dieSpannungen mit Deutschland aus der Zeit des Irak-Krieges wegwischen.Schon in Washington hatte er Merkel umgarnt. Jetzt, in ihremWahlkreis, ließ er vor der mittelalterlichen Kulisse des Rathausesund der Nikolaikirche weiteres Lob für die deutsche Regierungschefinfolgen, die erstmals bei einem großen Termin von ihrem Mann JoachimSauer begleitet wurde.

Sie sei eine «großartige Bundeskanzlerin», und er sei «stolz, inihr eine gute Freundin zu haben». In Merkel glaubt Bush eine ArtGeistesverwandte gefunden zu haben, die den Wert der Freiheit soschätzt wie er. Ein weiterer Grund für sein Werben dürfte aber auchsein, dass den USA wirklich enge Bündnispartner in Europa in denvergangenen Jahren nach und nach abhanden gekommen sind.

Auch später auf der gemeinsamen Pressekonferenz passte kein Blattzwischen Merkel und Bush. Angesprochen auf den Atomkonflikt mit demIran, sprach die Kanzlerin davon, dass mit der Anrufung desWeltsicherheitsrats «andere Wege» eingeschlagen werden müssten,nachdem Teheran sich nicht bewegt habe. Nach ihren Worten soll dasGremium aber nicht sofort Sanktionen verhängen. Bush würde schnellereSanktionen befürworten, hob aber ganz im Sinne Merkels hervor: «Esist wichtig, mit einer Stimme zu reden.»

Und auch in der Beurteilung der explosiven Lage in Nahost stimmtenbeide überein. Merkel verteidigte wie Bush das Selbstverteidigungs-Recht Israels. «Man muss darauf achten, dass man nicht Ursache undWirkung durcheinander bringt.» Israel sei nun mal von der Hisbollahund der Hamas angegriffen worden. Fast war Busch kritischer in derAnalyse der israelischen Bombenangriffe: Die demokratischelibanesische Regierung dürfe nicht geschwächt werden, mahnte er.

Bei aller Einigkeit und allem Jubel erinnerte schließlich nur einekurze Episode daran, dass die meisten Mecklenburger und Vorpommernein gespaltenes Verhältnis zu Bushs Besuch haben: Kurz bevor derPräsident eingetroffen war, hatte Greenpeace vom Turm der eigentlichbereits sicherheitsgeprüften Nikolaikirche gleich hinter demRednerpult ein gelbes Transparent «No Nukes - No War - No Bush»(«Keine Atomwaffen - Kein Krieg - Kein Bush») ausgerollt. Nur fürMinuten war es zu lesen, dann wurde es entfernt. Auch von densonstigen, eher kleinen Protesten bekam Bush nichts mit. Rund 2000Polizisten hatten alle Eingänge zur Altstadt abgesperrt.

Am Abend machten es sich Bush und Merkel dann in Trinwillershagenrichtig gemütlich. Die Kanzlerin hatte ihre dunkle Hose gegen Jeansgetauscht. Der Präsident, der auf einen Schlips bereits verzichtethatte, legte bald nach dem Aussteigen aus dem Hubschrauber auch dasJacket ab. Und mehr noch als auf dem Stralsunder Marktplatz lieferteer die Bilder, die seine Öffentlichkeitsarbeiter so lieben: Ein umsandere Mal hob er aus dem Spalier der Dorfbewohner ein Kind hoch,herzte es und schüttelte den Eltern die Hand.

Eine Frage der Ehre? Ein amerikanischer Soldat in Garde-Uniform wartet am Donnerstag in Trinwillershagen im Schatten eines Fußballhäuschen auf die Ankunft des Helikopters des US-Präsidenten. (Foto: dpa)
Eine Frage der Ehre? Ein amerikanischer Soldat in Garde-Uniform wartet am Donnerstag in Trinwillershagen im Schatten eines Fußballhäuschen auf die Ankunft des Helikopters des US-Präsidenten. (Foto: dpa)
dpa
George W. Bush und Angela Merkel stehen in Trinwillershagen inmitten einer Blaskapelle. (Foto: dpa)
George W. Bush und Angela Merkel stehen in Trinwillershagen inmitten einer Blaskapelle. (Foto: dpa)
dpa