Mannesmann-Übernahme Mannesmann-Übernahme: Vodafone will 50 Milliarden Euro von der Steuer absetzen

Düsseldorf/Berlin/dpa. - Der Sprecher von Vodafone Deutschland, Jens Kürten, sagte der dpaam Sonntag, sein Unternehmen müsse auf Grund der Wertentwicklung imKommunikationsmarkt vor einigen Jahren zwingend nach deutschenBilanzvorschriften Abschreibungen auf die Mannesmann-Aktienvornehmen. Steuerliche Folgerungen daraus würden derzeit noch von denFinanzbehörden geprüft. Vodafone sei sehr daran gelegen, dass dieFinanzbehörden den Vorgang rechtmäßig und zügig prüften.
Der Berliner «Tagesspiegel» und der Bonner «General-Anzeiger»berichteten am Samstag unter Berufung auf Aufsichtsratskreise vonVodafone, dass bei den Finanzbehörden in Düsseldorf Abschreibungen inHöhe von 50 Milliarden Euro geltend gemacht wurden. Das nordrhein-westfälische Finanzministeriums wollte den Vorgang am Samstag wederbestätigen noch dementieren. Ein Sprecher des Finanzministeriums inBerlin sagte dazu: «Die ganze Sache hat ganz klar einen sehr fadenBeigeschmack.» Es könne nicht sein, dass «am Ende der deutscheSteuerzahler dieses Geschäft bezahlen soll - inklusive der Tantiemenund Abfindungen für die beteiligten Manager.»
Das britische Mobilfunkunternehmen Vodafone hatte Mannesmann zumJahreswechsel 1999/2000 nach einer dramatischen Übernahmeschlacht fürknapp 200 Milliarden Euro übernommen. Damals wurde den Mannesmann-Aktionären Vodafone-Aktien im Gegenwert von 353 Euro je Mannesmann-Anteil angeboten. Das auf diese Weise erworbene Aktienpaket wurde voneiner Luxemburger Vodafone-Tochter Ende 2000 für insgesamt 146,928Milliarden Euro an die deutsche Vodafone GmbH verkauft, was einemKurs von 309 Euro je Mannesmann-Anteil entspricht. Ein Jahr späterhatte die deutsche Vodafone-Gesellschaft diesen Kurs als völligüberhöht bezeichnet und ihn auf rund 200 Euro abgeschrieben, waseinem Buchverlust von annähernd 50 Milliarden Euro entspricht. DiesenVerlust versuche Vodafone jetzt im Rahmen von Teilwertabschreibungengegen seither angefallene Gewinne zu stellen.
Politiker aller Parteien reagierten mit Empörung. Der CDU-Haushaltsexperte Dietrich Austermann sagte, der «beabsichtigtesteuerliche Beutezug» müsse verhindert werden, notfalls durch einerückwirkende Änderung des Steuerrechts. «Der Vorgang ist eineSchweinerei», sagte SPD-Fraktionsvize Michael Müller dem «Tagespiegelam Sonntag». Sein Fraktionskollege Rainer Wend sagte der «Bild amSonntag», dies sei ein «unglaublicher Skandal». FDP-FraktionsvizeRainer Brüderle sagte derselben Zeitung, es zeige sich wieder einmal,dass «Elefantenhochzeiten nicht immer sinnvoll sind».
Die Grünen forderten ein zügiges und scharfes Vorgehen derFinanzbehörden. «Es kann nicht angehen, dass Fantasiekurse fürAktienpakete durch Abschreibungen zu solchen gigantischenSteuerausfällen führen», sagte die finanzpolitische Sprecherin derGrünen, Christine Scheel, am Samstag der dpa in Berlin. Der Fallzeige, wie falsch es gewesen sei, dass Union und FDP sich jahrelanggegen eine Mindeststeuer bei Gewinnen gewehrt haben.
Der CSU-Mittelstandsexperte Hans Michelbach stellte die Forderung,Finanzminister Hans Eichel zur Berichterstattung in denFinanzausschuss des Bundestages vorzuladen. «Teilwertabschreibungenauf eine Luftblase» seien eine «völlige Perversion», sagteMichelbach. Notfalls müsse der Gesetzgeber Konsequenzen ziehen.
