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Mannesmann-Übernahme durch Vodafone Mannesmann-Übernahme durch Vodafone: Neuer Prozess um Millionen-Abfindungen

26.10.2006, 06:39
Auf der Anklagebank (Grafik: dpa)
Auf der Anklagebank (Grafik: dpa) dpa

Düsseldorf/dpa. - Der 58-Jährige werde sichdazu erst in der kommenden Woche äußern, kündigten seine Verteidigeram Donnerstag vor dem Düsseldorfer Landgericht an. In demWirtschaftsstrafverfahren verhandelt die Justiz bereits zum drittenMal über den Vorwurf der schweren Untreue bei der Übernahme vonMannesmann durch Vodafone vor sechs Jahren. Es geht um dieAusschüttung von Prämien und Pensionsabfindungen an Manager in Höhevon 57 Millionen Euro. Ackermann hat angekündigt, im Fall einerrechtskräftigen Verurteilung zurückzutreten.

Unmittelbar nach der Verlesung der Anklageschrift warteten dieVerteidiger mit einem formaljuristischen Schachzug auf: DieErsatzrichterin sei nicht ordnungsgemäß zum Verfahren hinzugezogenworden. Das Gericht will über den Einwand später entscheiden.

Neben Ackermann müssen sich in dem Prozess der frühere Mannesmann-Chef Klaus Esser, Aufsichtsratschef Joachim Funk sowie der ehemaligeIG Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel, der Mannesmann-BetriebsratschefJürgen Ladberg und der Manager Dietmar Droste verantworten.

Ackermann verriet auf Nachfrage des Gerichts im Gegensatz zu denübrigen fünf Angeklagten sein Einkommen: Einschließlich der Einkünfteaus Vermögen seien es 15 bis 20 Millionen Euro im Jahr.

Funk und Zwickel beteuerten in ersten Stellungnahmen ihreUnschuld. «Zu keinem Zeitpunkt habe ich eine Straftat der Untreuegesehen, erkannt oder erlebt - weder objektiv noch subjektiv», sagteFunk. Zugleich wies er darauf hin, dass Anerkennungsprämien beiMannesmann schon früher gewährt wurden und ein «StückUnternehmenskultur» gewesen seien. Nachfragen wollte Funk trotzDrängen des Gerichts nicht beantworten.

«Ich habe mir in strafrechtlicher Hinsicht nichts zuschuldenkommen lassen», bekräftigte Zwickel. Er habe niemals bewusst undwillkürlich Geld verschleudert, wie ihm vorgeworfen werde. «EinGeschenk ist die Zahlung an Dr. Esser nie gewesen», sagte Zwickel.Kein Arbeitnehmer habe bei der Übernahme seinen Arbeitsplatzverloren. Weil die Höhe der Millionenprämien den Arbeitnehmern damalsnicht zu vermitteln gewesen sei, habe er sich bei den Beschlüssen derStimme enthalten. Er habe geglaubt, sich dadurch «genügenddistanziert zu haben».

Grundsätzlich seien die Zahlungen aber notwendig gewesen, sagteder einstige Gewerkschaftsführer, dem die Staatsanwaltschaftvorwirft, die umstrittenen Millionenprämien für die Manager durchsein Verhalten erst ermöglicht zu haben. Der 67-Jährige attackierteden Bundesgerichtshof, der die Freisprüche der ersten Instanzaufgehoben hatte: «Da wird ein Streit über strafrechtstheoretischeFragen auf unserem Rücken ausgetragen.»

Eine Nachfrage des Gerichts zur besonders umstrittenenMillionenzahlung an Funk wollte Zwickel allerdings zunächst nichtbeantworten. «Das werden wir ergänzen», versprach sein Anwalt.Oberstaatsanwalt Peter Lichtenberg wertete die dreistündigeVerhandlung als «ruhigen, unauffälligen Prozessverlauf».

Im ersten Mannesmann-Prozess waren die Angeklagten von demLandgericht freigesprochen worden. Der Bundesgerichtshof hatte in denVorgängen während der damals mit 180 Milliarden Euro teuerstenUnternehmensübernahme der Welt dagegen den «objektiven Tatbestand derUntreue» erfüllt gesehen. Die Düsseldorfer Richter müssen nun vorallem aufklären, ob die Angeklagten vorsätzlich gehandelt haben, odersich im Recht sehen durften. Die zehnte große Wirtschafts-Strafkammerdes Gerichts hat bis Ende Februar kommenden Jahres vorläufig 26Verhandlungstage für den Prozess angesetzt.