Litauen Litauen: Grenzenloser Optimismus ein Jahr nach dem EU-Beitritt

Vilnius/dpa. - «Zuerst wurde der Aufschwung vom rasant wachsenden Exportangetrieben, zuletzt boomte die Binnennachfrage», heißt es in einemkürzlich veröffentlichen Bericht der Weltbank. «Die Kunden sehendoch, dass es vorwärts geht», fügt ein Sprecher des litauischenEinzelhändler-Verbands hinzu.
Die Zahlen sind beeindruckend: Seit 1996 hat die litauischeVolkswirtschaft um gut 50 Prozent zugelegt, die Weltbank sieht vieleAnzeichen für einen «nachhaltigen Effekt». Die Arbeitslosigkeiterreichte mit zuletzt 10 Prozent den niedrigsten Stand seit der 1991wiedererlangten Unabhängigkeit. Die ehemalige Sowjetrepublik wandeltsich weiter zum «baltischen Tiger».
Längst haben das auch ausländische Investoren begriffen. Improduzierenden Gewerbe nutzen sie die vergleichsweise niedrigenLohnkosten, Holz- und Metallverarbeitung sind typischeGeschäftsfelder. Aber auch der Reifenhersteller Continental denktüber den Bau einer Fabrik nach, eine Siemens-Tocher produziert inKlaipeda (ehemals Memel) bereits Kabelstränge für französische Autos.
«Mit der Öffnung der Grenzen ist das Geschäft deutlich einfachergeworden», heißt es von Seiten der Kammern. AlteingesesseneMittelständler erinnern sich nur zu gut daran, wie ihreWarenlieferungen bis 2004 oft tagelang an Grenzen oder im Zollfest hingen. Auf gut 2,5 Milliarden Euro (2004) wuchs dasAußenhandelsvolumen mit Deutschland bereits an, die Bundesrepublikavancierte damit zum wichtigsten Handelspartner.
In Litauen selbst ist der Strukturwandel nahezu abgeschlossen. Dieehemals landwirtschaftlich geprägte Ostseerepublik, auch «Milch- undFleischkammer der Sowjetunion» genannt, erwirtschaftet mittlerweilemehr als 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukt in Produktion undDienstleistung. Große Teil der EU-Gelder werden für den Aufbau derInformationsgesellschaft benutzt mit dem Ziel, möglichst baldleistungsstarke Internetverbindungen in allen Landesteilen anbietenzu können. Und schon ab 2007 soll der Euro die Landeswährung Litasablösen.
