Konflikt mit Türken Kurdendemo in Hannover: Schlägerei mit pro-türkischen Demonstranten am Flughafen

Berlin - Die türkische Militäroffensive gegen kurdische Milizen im Nordwesten Syriens wirkt sich auch in Deutschland aus. In mehreren deutschen Städten protestierten am Montag Hunderte kurdische Demonstranten gegen die „Operation Olivenzweig“.
Auf dem Flughafen Hannover kam es dabei in einer der Terminalhallen zu Rangeleien zwischen Kurden und einer pro-türkischen Gruppe. Polizisten mussten die beiden Lager trennen. Wie die „Hannoversche Allgemeine“ berichtet, hatten Kurden spontan protestiert. „Faschist Erdogan“-Rufe waren zu hören. Daraufhin gingen türkische Fluggäste von Turkish Airlines die Demonstranten an. Die Polizei setzte Pfefferspray ein und leitete mehrere Ermittlungen wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung ein.
Dieses bei Twitter veröffentlichte Video soll die Auseinandersetzung am Flughafen Langenhagen zeigen:
In der Innenstadt von Hannover gab es am Abend eine Demonstration, die zunächst friedlich verlief.
Die Türkei hatte am Samstag mit Luftschlägen eine Offensive gegen kurdische Truppen im Nordwesten Syriens begonnen. Die „Operation Olivenzweig“ zielt auf die mit den USA verbündeten kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG).
In Hamburg gingen am Montag nach Polizeiangaben etwa 200 kurdische Demonstranten auf die Straße. Die Beamten stellte verbotene Fahnen sicher. In Stuttgart und Heilbronn gab es am Abend friedliche Proteste gegen die türkische Militäroffensive in Nordsyrien.
Ebenfalls friedlich blieb es in Berlin, wo sich laut Polizei einige Hundert Menschen nahe dem Checkpoint Charlie zu einer angemeldeten Kurden-Demonstration versammelt hatten.
Ditib-Sitz in Minden angegriffen
In Minden in Nordrhein-Westfalen warfen Unbekannte mehrere Fenster am Sitz des türkisch-islamischen Moscheeverbands Ditib ein und besprühten die Wände mit Farbe. Einen Farbanschlag gab es ebenfalls auf die türkische Ditib-Moschee in Leipzig. Auch in diesen Fällen geht die Polizei von politisch motivierten Anschlägen aus.
Ditib ist die größte islamische Dachorganisation Deutschlands. Sie ist in Deutschland wegen ihrer Nähe zur türkischen Regierung unter Druck und wird von Kritikern als verlängerter Arm von Präsident Recep Tayyip Erdogan angesehen.
Türkei setzt deutsche Panzer ein
Unterdessen wurde bekannt, dass die türkischen Streitkräfte bei ihrer Offensive offensichtlich auch deutsche Kampfpanzer einsetzen. Ein Experte aus der Bundeswehr bestätigte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin am Montag, dass Bilder von der Militäroperation Panzer vom Typ „Leopard 2 A4“ aus deutscher Produktion zeigten. Entsprechende Fotos wurden von der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, aber auch von internationalen Agenturen verbreitet.
Die Bilder bringen die Bundesregierung in die Bredouille, weil sie im Zuge der deutsch-türkischen Entspannungsbemühungen eine Nachrüstung der Panzer zum besseren Schutz vor Minen prüft. Von der Bundesregierung gab es keine Bestätigung für den Einsatz der Panzer.
Erdogan will Offensive in Afrin fortestzen
Der türkische Staatspräsident Erdogan zeigte sich derweil entschlossen, die Offensive gegen die YPG in der nordsyrischen Region Afrin fortzusetzen. „Afrin wird abgeschlossen. Es gibt keinen Schritt zurück aus Afrin“, sagte er in Ankara.
International löste die „Operation Olivenzweig“ Besorgnis aus. Der UN-Sicherheitsrat befasste sich auf Initiative Frankreichs am Montag mit dem Thema. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini will den türkischen Europaminister Ömer Celik zu einem Krisengespräch treffen. (dpa, red)