Krieg in Afghanistan Krieg in Afghanistan: Ende der US-Militärschläge nicht in Sicht

Islamabad/Washington/dpa. - Der britische Verteidigungs-Staatssekretär Lewis Moonie sagte imbritischen Fernsehen GMTV: «Wir glauben, dass die Bombardierungenwirksam sind. Und wenn auch die Taliban sehr viel Entschlossenheitund Kraft zur Schau stellen, so ist das in Wirklichkeit vielleichtdoch nicht ganz so.» Die Regierung hoffe auf eine «schnelle Lösung»,wisse aber, dass der Konflikt möglicherweise länger dauern könne.Konteradmiral Stufflebeem deutete an, die Aktionen würden weiterintensiviert: «Wir werden alle unsere Kräfte und alle Arten derKriegführung außer Massenvernichtungsmitteln zum Einsatz bringen.»
Einen Rückschlag hatte die US-Kampagne zum Sturz des Taliban-Regimes jedoch mit der Gefangennahme und Exekution des wichtigenTaliban-feindlichen Milizenführers Abdul Hak am Freitag erlitten. Hakwar nach Medienberichten als möglicher Innenminister in einer neuenafghanischen Regierung nach den Taliban gehandelt worden. Er wurde amSonntag in der Heimatstadt seiner Vorfahren, Surkhrod in Ost-Afghanistan, beigesetzt, berichtete die afghanischeNachrichtenagentur AIP. Gleichzeitig dementierte das Regime Berichte,wonach fünf weitere gegnerische Kommandeure hingerichtet wurden.
Die USA flogen am Wochenende die bislang schwersten Angriffe aufKabul und bombardierten auch Ziele in der Taliban-Hochburg Kandahar,in Herat im Westen und Dschalalabad im Osten sowie Talokan im Nordendes Landes, berichtete AIP. Bei der Bombardierung eines KabulerWohngebietes wurden nach Berichten des TV-Senders El Dschasira amSonntagmorgen 15 Zivilisten getötet. Der arabische Sender zeigteBilder von Kindern, die tot unter den Trümmern eines Wohnhauseshervorgezogen wurden. Nach Angaben von italienischen Ärzten wurden ineinem Dorf 16 weitere Menschen getötet, hieß es. Erst am Freitaghatte das Rote Kreuz die Zerstörung von zwei weiteren seinerWarenlager in Kabul durch US-Luftangriffe beklagt.
Gleichzeitig wächst der Druck auf Musharraf im eigenen Land. EinBündnis von Taliban-Anhängern in Pakistan forderte ihn ultimativ auf,seine Unterstützung für die USA zurückzuziehen. Im Norden Pakistansschlossen sich bereits bis zu zehntausend bewaffnete junge Männer denTaliban an, wurden jedoch von den pakistanischen Behörden zunächstdaran gehindert, die Grenze nach Afghanistan zu überschreiten.
Der UN-Flüchtlingskommissar Ruud Lubbers rief Pakistan erneut zurÖffnung der Grenzen für afghanische Flüchtlinge auf. «Wenn sie (dieFlüchtlinge) an die Tür klopfen, sollten sie reingelassen werden»,sagte der Chef des Flüchtlingshilfswerks UNHCR nach dem Besuch vonLagern an der pakistanisch-afghanischen Grenze. Allerdings müsse«nicht jeder» aufgenommen werden. Man solle unterscheiden in die, dieHilfe brauchen und die, «die Ärger machen», erklärte er. Aus der Zeitder sowjetischen Besatzung leben noch bis zu drei Millionen Afghanenin Pakistan, das mit Beginn der US-Militärschläge am 7. Oktober seineGrenzen für Flüchtlinge dicht gemacht hatte.
Inzwischen konzentrieren sich die Ermittler im Fall der Anschlägemit Milzbrandbriefen zunehmend auf die USA, auch wenn es noch keinekonkrete Spur gibt. Führende FBI- und CIA-Mitarbeiter gingen davonaus, das die Briefe von amerikanischen Extremisten versendet wurden,berichtete die «Washington Post». Nichts weise auf eine Verbindung zudem Terroristenführer Osama bin Laden und seiner Organisation ElKaida hin, zitierte die Zeitung mehrere Ermittler. «Alles deutet aufeine heimische Quelle», sagte ein hoher Beamter dem Blatt.
