Krieg im Irak Krieg im Irak: US-Panzervorstoß zieht Spur der Verwüstung

Bagdad/dpa. - Das Autobahnkreuz an der Großen Saddam-Brücke im Süden von Bagdad wirkt nach dem ersten Panzervorstoß der Amerikaner dorthin wie ein Schlachtfeld. Ausgebrannte irakische Militärfahrzeuge und Geschütze stehen zu Dutzenden links und rechts der Schnellstraße. Aber auch ein verkohlter amerikanischer Kampfpanzer, der ein faustgroßes Loch im Turm hat, steht am Sonntag mit abgesprengter Kette in dem kleeblattförmigen Straßenbauwerk. Nur noch die Aufschrift «Cojone EH» auf der Kanone ist lesbar. Am Himmel donnern US-Kampfjets, die am Mittag neue Angriffe fliegen.
«Sie kamen am frühen Morgen in einer Kolonne», sagt ein etwa 30- jähriger irakischer Soldat. Er trägt eine hellgrüne Uniform und ein schwarzes Barett. Vor die Brust hat er mehrere Magazine für sein Kalaschnikow-Sturmgewehr geschnallt. «Wir kämpfen auf kurze Distanz. Manche Soldaten sind nur 100 Meter von den Panzern entfernt. Es war eine brutale Schlacht und wir haben auch viele Opfer gehabt», sagt er. Dass dort ein zerstörter US-Panzer steht, erfüllt ihn sichtlich mit Stolz.
Erstmals seit Tagen dürfen sich am Sonntag ausländische Journalisten frei und mit eigenen Fahrzeugen in dem Gebiet an der südlichen Front Bagdads bewegen. Dort haben sich irakische Soldaten, Spezialeinheiten und zivile Kampfgruppen neben den Straßen eingegraben. Panzerabwehrkanonen und Artillerie sind in Position. Die Kämpfer tragen Panzerfäuste auf den Schultern und liegen vor Maschinengewehren in Schützengräben.
Und offensichtlich sind nach dem schweren Gefecht vom Vortag frische Kräfte zur Verstärkung angerückt. Roland Huguenin-Benjamin vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Bagdad sagte nach den Kämpfen, stündlich würden «bis zu 100 Kriegsverletzte» in das Jarmuk-Hospital eingeliefert. Journalisten, die das Krankenhaus am Samstag in einer vom Informationsministerium organisierten Tour besuchen wollten, wurden jedoch vom überlasteten Krankenhauspersonal abgewiesen.
Mit zwei gepanzerte Aufklärungseinheiten der 3. US- Infanteriedivision und des 7. US-Kavallerieregiments waren die Angreifer am Samstag vorgerückt. Die Schnellstraße führt vom internationalen Flughafen im Westen in den Süden von Bagdad und von dort weiter in die etwa 100 Kilometer entfernte Stadt Hilla. Die viel befahrene Straße verläuft in einem Viertelkreis und kommt auf halber Strecke der Innenstadt schon sehr nah. Arabische Journalisten wollen auf Bildmaterial auch die Moschee Umm el Tubul erkannt haben, die unweit der Schnellstraße steht.
Der amerikanische Vorstoß sollte offensichtlich eine Demonstration der eigenen Macht sein und zugleich die Schwäche der irakischen Verbände zeigen. Die Verluste der Iraker bei dem Schlagabtausch sind augenscheinlich sehr hoch gewesen. Der zerstörte US-Panzer zeigt aber, dass auch die irakischen Waffen Wirkung zeigen. Ein tiefer Krater neben dem schweren Kettenfahrzeug deutet außerdem darauf hin, dass hier mit einem gezielten Angriff der US-Luftwaffe das sowieso verlorene Kriegsgerät ganz zerstört worden sein könnte.
Die Moral der irakischen Soldaten unweit der Großen Saddam-Brücke scheint vorerst ungebrochen, obwohl der Panzervorstoß eine Spur der Verwüstung an ihren Stellungen hinterlassen hat. «Ich kämpfe für meine Heimat. Wir sind hier geboren», sagt der Soldat mit dem schwarzen Barett. «Das ist unser Land.»