Krieg im Irak Krieg im Irak: 20. April: Alliierte wollen bald ihren Sieg erklären

Bagdad/Washington/dpa. - Mit einer Erklärung des Kriegsendes sei innerhalb der nächstenTage zu rechnen, sagte der australische Außenminister. DieProklamation des Sieges müsse «rechtlich absolut akkurat» sein und«den richtigen politischen Ton treffen». Australien ist mit rund 2000Soldaten am Krieg gegen den Irak beteiligt.
Die USA wollen nach US- Medienberichten langfristig im Irakbleiben und dort militärische Stützpunkte errichten. Das Pentagonhoffe darauf, mit der neuen irakischen Regierung über vier möglicheStützpunkte verhandeln zu können, berichtete die «New York Times» amSonntag. Einer der Militärstützpunkte soll in der Nähe desinternationalen Flughafens von Bagdad ausgebaut werden, andere imSüden, Westen und Norden des Landes. Dabei werde an verschiedeneVarianten, je nach Beziehungen zur neuen irakischen Regierung,gedacht.
Der EU-Außenkommissar Chris Patten hat die umgehende Rückkehr derUN-Waffeninspekteure in den Irak gefordert. Es sei im Interesse allerBeteiligten, dass die Berichte der Inspekteure das höchste Maß anGlaubwürdigkeit besäßen, sagte Patten bei einem Besuch in Australienam Ostersonntag. Die arabische und islamische Welt würde möglichenWaffenfunden im Irak skeptisch gegenüberstehen, wenn an der Suchenach Massenvernichtungswaffen nur Staaten der Kriegsallianz beteiligtwären, meinte Patten. Australien unterstützt diese Forderung.
Vorher hatte bereits der UN-Chefwaffeninspekteur Hans Blix dieWiederaufnahme der Waffenkontrollen durch eine von derStaatengemeinschaft legitimierte Spezialistentruppe gefordert.Washington will hingegen mit einem umfangreichen Aufgebot an eigenenWaffeninspekteuren im Irak nach Massenvernichtungswaffen suchen.
Zehntausende schiitischer Pilger gingen am Sonntag erstmals seitmehr als 20 Jahren auf Wallfahrt in die zentralirakische StadtKerbela. In diesem Wallfahrtsort 80 Kilometer südlich von Bagdadsteht die Hussein-Moschee, die dem im Jahr 680 getöteten Enkel desPropheten Mohammed gewidmet und den Muslimen schiitischerGlaubensrichtung besonders heilig ist. Die schiitischen Muslimebegehen am Dienstag das Ende einer 40-tägigen Trauerzeit für Hussein.
Unter der Herrschaft des entmachteten Präsidenten Saddam Husseinwar die Wallfahrt nach Kerbela verboten. Schiitische Imame erwartennach Berichten des US-Nachrichtensenders CNN in Kerbela fünf bis zehnMillionen Pilger aus dem ganzen Irak. Dabei könnte es nach Meinungvon Beobachtern zu antiamerikanischen Demonstrationen kommen. InBagdad hielten unterdessen die unter Saddam ebenfalls verbotenenKommunisten ihre erste öffentliche Kundgebung ab.
Unter großem Jubel kehrten am späten Samstagabend (Ortszeit)sieben aus irakischer Kriegsgefangenschaft befreite US-Soldaten inihre Heimat zurück. Sie landeten im texanischen Fort Bliss. DieSoldaten waren am 13. April - ebenso wie die später spektakulärbefreite Jessica Lynch - bei Nasirija im Süden des Landes in einenirakischen Hinterhalt geraten.
Papst Johannes Paul II. rief bei der Ostermesse in Rom unter demBeifall mehrerer zehntausend Gläubiger zum Frieden im Irak auf.Zugleich mahnte er die Weltgemeinschaft, sich für einen«solidarischen Wiederaufbau» des zerstörten Iraks einzusetzen. Esmüsse unbedingt verhindert werden, dass der Krieg zu einem«dramatischen Konflikt zwischen den Kulturen und den Religionen»beitrage.
Bei der Explosion eines Blindgängers sind am Samstag in Bagdad einirakisches Kind und vier US-Soldaten verletzt worden. Wie das US-Zentralkommando mitteilte, wollte das Kind einer US-Patrouille denSprengkörper übergeben. Dabei sei der Blindgänger explodiert. Nacheinem Bericht des US-Fernsehsenders CNN handelte es sich um eineTeilbombe aus einer amerikanischen Streubombe, die bis zu 200Kleinbomben aussetzt.
In Basra nahmen britische Soldaten 57 Männer fest, die in dieZentralbank der südirakischen Stadt eingebrochen waren. Wie derbritische Sender BBC berichtete, ließen die Briten Panzer vor derBank auffahren, um weitere Überfälle zu verhindern.
Führende Museen der Welt wollen nach einem Bericht des«Independent on Sunday» Experten in den Irak schicken, um bei derWiedererlangung der dort geraubten Kunstschätze zu helfen.


