Konklave Konklave: Wer wird Pontifex Maximus?

Rom/dpa. - Noch ist er kalt, der gusseiserne Ofen für die Wahlzettel der 115 Kardinäle. Sechsmal schon war er bei einem Konklave in der Sixtinischen Kapelle eingesetzt, um mit weißen oder schwarzen Rauchsignalen der Welt dieses zu verkünden: Wir haben einen neuen Papst - oder wir haben noch keinen. Von Dienstag an nimmt der schlanke Ofen wieder seinen Betrieb auf. Die Purpurträger aus aller Welt wählen einen Nachfolger für den überraschend zurückgetretenen Benedikt XVI.
Eine Woche lang tauschten sich die Kardinäle im Vatikan aus, um den Übergang zum nächsten Papst gründlich vorzubereiten. Erst heute, zum Schluss dieser Versammlung, wollen sie noch das bereden, worum es dann für die 115 wahlberechtigten Kardinäle geht: Welches Profil soll der Mann auf dem Stuhl Petri haben, der die Kirche aus ihren Krisen und Europa aus der Glaubensferne führen soll? Was sagt ihnen der Schritt des Joseph Ratzinger, der als erster Papst seit dem Mittelalter nicht bis zu seinem Tod im Amt geblieben ist?
Bitter nötige Reform
Jedenfalls hat Benedikt dafür gesorgt, dass dieses Konklave einen ganz eigenen Charakter hat, nicht vergleichbar ist etwa mit seiner eigenen Wahl zum Papst vor acht Jahren oder der von Johannes Paul II.. „Vielleicht hat Benedikt für immer der Vorstellung vom Charisma der Papstwürde ein Ende gesetzt“, schreibt „Il Messaggero“ über die durchaus auffällige Nachdenklichkeit, die über dem Vorkonklave lag. Keine Staatschefs strömten in die Ewige Stadt, um vor der Wahl eines neuen Papstes erst den gestorbenen zu beerdigen. Und von dem emeritierten Benedikt XVI. war in diesen Tagen kaum noch die Rede. Schon mit dem Start der Sedisvakanz - als Ratzinger am 28. Februar den Stuhl Petri geräumt hatte - waren Fronten unter den Kardinälen aufgebrochen. Sollte nach den Krisen in der Amtszeit des deutschen Papstes eher ein nichteuropäischer Pontifex Maximus gewählt werden? Vielleicht sollte er die Kurie schon kennen, um sie besser von ihren verkrusteten Strukturen zu befreien? Diese bitter nötige Reform scheint nach dem spektakulären „Vatileaks“-Skandal um den Dokumenten-Klau und um Intrigen im Kirchenstaat Vatikan mehr denn je angesagt.
Zum Karussell der Kandidaten gab es täglich nicht nachmessbare Wasserstandsmeldungen der Medien und der Vaticanisti. Wieder ist alles möglich und eine Überraschung ganz und gar nicht ausgeschlossen. Notwendig ist eine Zweidrittelmehrheit, das Quorum liegt damit bei 77 Kardinälen: Es braucht also eine breitere Feinabstimmung über das, was den nächsten Oberhirten auszeichnen soll - und ob die Kirche schon bereit ist für einen „schwarzen Papst“, einen aus Asien oder vielleicht doch aus Lateinamerika.
Europäer sind in der Mehrheit
Die Kirche spürt jedenfalls die gewachsene Globalisierung. Die Kardinäle aus der Alten Welt nehmen das gestiegene Selbstbewusstsein ihrer Kollegen aus der südlichen Hemisphäre durchaus wahr. Auch wenn Europa mit 60 Wahlberechtigten immer noch über eine Mehrheit verfügt, es spielt längst nicht mehr die Rolle wie früher. Die 115, die Dienstagnachmittag nach einer Messe feierlich in die Sixtinische Kapelle einziehen und dort an langen Tischen Platz nehmen, wurden aber mehrheitlich von dem Europäer Benedikt ernannt.
Der - bald rauchende - Schornstein auf dem Dach der Kapelle ist installiert, und Kardinalsdekan Angelo Sodano kann seine einleitende Wahl-Messe „Pro eligendo Romano Pontifice“ auf dem Petersplatz schon einmal vorbereiten. Alles scheint jetzt nach vorne gerichtet, so als wolle jeder spätestens zum Palmsonntag (24. März) für die Karwoche wieder daheim sein. Im 20. Jahrhundert hat kein Konklave länger als vier Tage gedauert. Das könnte heißen, dass die Weltkirche noch in dieser Woche einen neuen Papst feiern kann. Was die Kardinäle entscheiden, das bringen ihre brennenden Stimmzettel ans Licht der Öffentlichkeit. Eine elektronische „Rauchmaschine“ soll dabei helfen, ein eindeutig weißes oder schwarzes Signal zu senden.
