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Kommentar zum TV-Duell Kommentar zum TV-Duell: Boden gut gemacht, Wende verpasst

Von Carsten Fiedler 04.09.2017, 05:30
Wie im Vorfeld erwartet, waren sich die beiden Kanzlerkandidaten Merkel und Schulz in vielen Fragen einig.
Wie im Vorfeld erwartet, waren sich die beiden Kanzlerkandidaten Merkel und Schulz in vielen Fragen einig. Getty Images Europe

Köln - Martin Schulz hat sich nach diesem TV-Duell wirklich nichts vorzuwerfen. Drei Wochen vor der Bundestagswahl hat er mit Bravour gekämpft. Er war konzentriert, fokussiert und angriffslustiger als die Kanzlerin. In vielen Punkten seiner Argumentation wirkte der Herausforderer auch sehr viel bürgernäher als die Amtsinhaberin.

Für den von der SPD erhofften Sieg im TV-Duell hat es für Schulz dennoch nicht gereicht. Die besseren Argumente und die größere Fachkompetenz sah eine Mehrheit der Zuschauer und Experten mal knapper, mal deutlicher bei der Kanzlerin. Selbst bei den zuvor Unentschiedenen lag Merkel in einer ARD-Blitzumfrage vorn.

Merkel kam zugute, dass Themen wie die Türkei-Krise, Flüchtlingspolitik und die Bedrohung durch den islamistischen Terror in der Fragerunde großen Raum einnahmen. Mit der abgezockten Routine der erfahrenen Regierungschefin konnte sie die Angriffe des SPD-Kandidaten parieren. Da war sie wieder, die „Teflon-Kanzlerin“, an der alle Kritik und Vorwürfe abperlten.

Keine Trendwende

Im Schulz-Lager war das Bedauern groß darüber, dass die sozialen Themen, bei denen der Herausforderer hätte punkten können, zu kurz kamen. Insofern wäre es sicherlich interessant geworden, wenn Merkel im Vorfeld einem zweiten TV-Duell, in dem die innenpolitischen Fragen mehr im Fokus gestanden hätten, zugestimmt hätte. Die Kanzlerin weiß jedoch sehr genau, warum sie sich dagegen entschieden hat.

Bislang hat Merkel bei Fernsehduellen immer eher verloren, zuletzt auch 2013 gegen Peer Steinbrück, und dennoch die Wahl gewonnen. Martin Schulz kann nicht darauf setzen, dass sich dieses Prinzip nun umkehrt. Er hat am Sonntagabend Boden gut gemacht, mehr nicht. Eine Trendwende hat das TV-Duell jedenfalls nicht gebracht. Dennoch: Es gibt noch genügend unentschlossene Wähler, um die es sich im Endspurt zu kämpfen lohnt.