Kinderpornografie-Affäre Kinderpornografie-Affäre: SPD zittert vor Edathy-Auftritt

Berlin - Im Bundestag kommt es am Donnerstag zu einem denkwürdigen Showdown: Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy wird vor dem Untersuchungsausschuss zu der politischen Affäre aussagen, die durch die Ermittlungen wegen des Besitzes von Kinder-Nacktbildern gegen ihn ausgelöst worden war. Danach wird der SPD-Politiker Michael Hartmann vernommen, der nach Angaben Edathys dessen Tippgeber gewesen sein soll. Und als ob das nicht schon genug an Spektakel wäre, will Edathy, der seit Bekanntwerden der Vorwürfe nicht mehr in der Öffentlichkeit erschienen ist, vor der Befragung auch noch eine Pressekonferenz abhalten. Die Sozialdemokraten sind maximal nervös. Um diese Fragen geht es:
Wie gefährlich kann Edathy der SPD werden?
Das hängt davon ab, was der einstige Innenpolitiker noch in der Hand hat. Fraktionschef Thomas Oppermann konnte sich nach dem Rücktritt des ehemaligen Innenministers Hans-Peter Friedrich (CSU) nur knapp im Amt halten. Wenn jetzt noch etwas nachkommt, dürfte die Affäre ihr zweites politisches Opfer gefunden haben. Denn Oppermann war es, der öffentlich gemacht hatte, dass Friedrich SPD-Chef Sigmar Gabriel über die Ermittlungen gegen Edathy in Kenntnis gesetzt hatte.
Brisant ist, dass in der SPD offenbar mehr Menschen als bislang bekannt über die Kinderpornovorwürfe gegen Edathy informiert waren. Eigentlich hieß es, dass nur Gabriel, der damalige Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und Oppermann in die Vorgänge eingeweiht waren. Edathy rückt nun Michael Hartmann ins Zwielicht: Der SPD-Abgeordnete soll, so behauptet Edathy, ihn über die Ermittlungen auf dem Laufenden gehalten haben und Zuträger gewesen sein, wer in der SPD alles von den Vorwürfen wusste. Die Informationen soll Hartmann vom damaligen BKA-Chef Jörg Ziercke gehabt haben.
Nun hat Hartmann laut Informationen des MDR aus dem Untersuchungsausschuss auch noch sein Krypto-Handy als gestohlen gemeldet. Der einstige Innenpolitiker war im Sommer über die Droge Crystal Meth gestrauchelt, durfte aber sein Mandat behalten. Sowohl Hartmann als auch Ziercke haben das dementiert. Beweise hat Edathy bislang nicht vorgelegt. Dafür bleibt die Frage: Wer kann Hartmann mit Informationen versorgt haben?
Was will Edathy?
Seit Bekanntwerden der Vorwürfe hat sich Edathy als Opfer einer übereifrigen Justiz und politischer Intrigen einstiger Parteifreunde stilisiert. Immer wieder berief er sich darauf, dass die kanadischen Nacktfotos von Jungen nicht pornografisch gewesen seien. Das plausibelste Motiv für den großen Auftritt jetzt vor der Presse dürfte deshalb Rache sein. Edathy hat nichts mehr zu verlieren, Genugtuung verschafft ihm offenbar nur noch die Hoffnung, möglichst viele Sozialdemokraten mit in den Abgrund zu ziehen. Dafür nimmt er sogar in Kauf, sich selbst zu belasten. Denn dass sein Laptop gestohlen worden sein sollte, war schon damals ein merkwürdiger Zufall. Wenn er nun einräumt, zu der Zeit doch schon von den Ermittlungen gegen ihn gewusst zu haben, wird die Behauptung vollends unglaubwürdig.
Anmerkung der Redaktion:
Edathy hegt gegenüber seinen Parteigenossen nach eigener Aussage am Mittwochabend keine Rachegelüste. Wenige Stunden vor seiner Zeugenaussage im Untersuchungsausschuss des Bundestages zur Edathy-Affäre schrieb der 45-Jährige auf seiner Facebook-Seite, er plane keinen „Rachefeldzug“. Vielmehr wolle er zur Wahrheitsfindung beitragen. (mer)
Was wird Edathy nun vorgeworfen?
Die kanadischen Fotos, die Edathy bezogen hatte, waren zwar nicht pornografisch. Sie reichten der Staatsanwaltschaft aber als Anfangsverdacht, um eine Hausdurchsuchung zu beantragen. Dabei sind die Ermittler offenbar fündig geworden. Ab dem 23. Februar muss sich Edathy deshalb wegen des Besitzes von Kinderpornos vor dem Landgericht Verden verantworten. Dieses Material war wohl von anderem Kaliber.
