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Katarina Barley im Porträt Katarina Barley im Porträt: Das ist die neue Generalsekretärin der SPD

Von Karl Doemens 02.11.2015, 16:14
Katarina Barley wird neue SPD-Generalsekretärin
Katarina Barley wird neue SPD-Generalsekretärin dpa Lizenz

Berlin - An den Namen muss sich Sigmar Gabriel noch gewöhnen. Einmal nuschelt er so etwas wie „Karitta“, ein anderes Mal nennt er die Frau an seiner Seite „Barlei“. Tatsächlich heißt sie Katarina Barley - mit englischer Endung, weil ihr Vater Brite war. Eine Migrantin also, irgendwie. Aber in Köln geboren. Seit zwei Jahren im Bundestag, aber bislang eher unauffällig. Von den Beobachtern hatte die 46-Jährige jedenfalls niemand auf dem Zettel, als am Wochenende wild über die Nachfolge von SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi spekuliert wurde.

Das tut der verheirateten Mutter zweier Kinder etwas Unrecht. Sehr bald nach ihrem Einzug in den Bundestag, wo sie den Wahlkreis Trier vertritt, war nämlich klar, dass sie nicht als Hinterbänklerin enden würde. Die Juristin rückte gleich in den geschäftsführenden Vorstand der Fraktion auf. In der SPD ist sie seit mehr als zwanzig Jahren.

Trotzdem hat sie nach der Doktorarbeit („Ehrlich recherchiert und ganz allein geschrieben!“) als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesverfassungsgericht und Richterin genügend Erfahrung außerhalb der Politik gesammelt. Das sei „eine Sicht auf Politik, die uns gut tun wird“, lobte Gabriel seine Kandidatin, die Mitte Dezember vom Parteitag bestätigt werden soll.

Von außen kam auch Barleys Vorgängerin – die ehemalige IG-BCE-Funktionärin Yasmin Fahimi. Für sie lief es bekanntlich weniger gut. Erst kam die Generalsekretärin arg soziologisch und hölzern herüber. Dann wurde sie von Gabriel ziemlich unfreundlich bloßgestellt. Natürlich hat Barley davon gehört. Was sie anders machen will? „Ich bin einfach ein anderer Typ“, antwortet sie ausweichend. Sie kenne Gabriel schon länger: „Ich mag Menschen mit Profil“, erklärt sie diplomatisch, „und dazu gehören auch Ecken und Kanten“. Die Formulierung ist schon wegen der Rundungen des Chefs ziemlich lustig. Auch sonst würde das nicht jeder so freundlich sagen.

Keine linke Rampensau

Aber schon im Sommer, als sich an der Basis der Partei viele über den „Zickzack-Siggi“ mokierten, hatte sie bei Facebook geschrieben, es sei ziemlich paradox, „wenn man sein eigenes Führungspersonal demontiert und gleichzeitig den Anspruch stellt, es solle die Partei an die Macht bringen.“ Offenbar fänden die Genossen ihre Führungsleute erst gut, „wenn sie nicht mehr an der Macht sind“. Das sind bemerkenswert staatstragende Gedanken für eine Abgeordnete, die dem linken Flügel ihrer Partei angehört.

Eine linke Rampensau sei Barley nicht, heißt es auch in der Fraktion. Abgeordnete beschreiben die künftige Generalsekretärin als schlau, gewinnend und unaufgeregt. „Sie kann das Herz der Partei erreichen“, sagt ein Kollege. Tatsächlich strahlt Barley, die Mitglied in zwei Karnevalsvereinen ist und auf ihrer Facebook-Seite schon einmal Spitzwegerich zur Linderung von Insektenstichen empfiehlt, deutlich mehr Empathie als Fahimi aus, die von kühler Intelligenz geprägt ist. Die große Frage ist, ob sie den SPD-Wahlkampf erfolgreich managen kann. „Die Abteilung Attacke kann ich auch“, sagt sie: „Aber nicht als Grundprinzip.“