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Kanzlerkandidat der CDU/CSU Kanzlerkandidat der CDU/CSU: Die Waage neigt sich zu Stoiber

Von Markus Decker 10.10.2001, 20:07

Berlin/MZ. - Nun haben die Genannten, außer Seehofer, eiligdementiert. Tatsächlich wird hier und da sogedacht. Einen Tag vor dem morgen beginnendenCSU-Parteitag in Nürnberg und zehn Tage vorder Wahl in Berlin wächst die Nervosität.

Auch Liberale in der Union plädieren inzwischenfür Stoiber als Zugpferd bei der Bundestagswahl2002. Man traut Merkel einen Sieg nicht zu,nicht nach dem 11. September. In der Stundeder Exekutive war die Opposition zur Passivitätverdammt. Was zu tun übrig blieb, übernahmsehr souverän Fraktionschef Friedrich Merz.In der Bundestagsdebatte über den Kampf gegenden Terrorismus rangierte Merkel auf Platzdrei der internen Rednerliste, hinter Merzund CSU-Landesgruppenchef Michael Glos. Inder Haushaltsdebatte eine Woche darauf tratsie überhaupt nicht in Erscheinung. Das Plädoyerder Vorsitzenden für Bundeswehreinsätze imInneren sorgte einstweilen für Widerspruch- in der eigenen Partei. "Wo", fragt eineraus der Fraktion, "kann Merkel noch punkten?"

Anders Stoiber. Er hat als Ministerpräsidentjene Bühne, die man braucht, um als Handelnderwahrgenommen zu werden. Das Thema innere Sicherheitscheint dem 60-Jährigen auf den Leib geschneidert.Seine Wirtschaftskompetenz kann Stoiber durchFakten untermauern. Dort weist die Regierungdie größten Defizite auf. Die Arbeitslosenquotesteigt.

Die internationale Lage freilich begünstigtBundeskanzler Gerhard Schröder und seinenderzeit stärksten Minister, Otto Schily (SPD).Mag sein, mutmaßt ein CDU-Parlamentarier,dass die Terror-Krise verblasst und andereThemen an Gewicht gewinnen, wie etwa die Ökonomie.Möglich aber auch, dass sie sich verschärftund Schröder über Monate das Heft des Handelnsin der Hand behält. Dies, so fürchten Konservative,könnte die Opposition chancenlos machen. SchlechteZeiten für Strategen. Alles fließt.

Derlei Unübersichtlichkeit wiederum stärktParteichefin Merkel. Die Forderung nach einemEngagement der Bundeswehr im Inneren hat sieparteiintern durchgesetzt. Ein Erfolg mitdem Rückenwind Stoibers. Heute wird die Vorsitzendeim Bundestag auf den Kanzler antworten, nachdessen USA-Reise. Man dürfe Merkel nicht zusehr schwächen, finden selbst Kritiker. WennStoiber am Ende wegen mangelnder Erfolgsperspektivenicht wolle, bleibe nur eine übrig: die Chefin.