Justiz Justiz: Fahnen-Ulk mit «Bananenrepublik Deutschland»

Crailsheim/ddp. - Was vielenPassanten ein Grinsen entlockt, fand ein Polizist aus Schwäbisch-Hallnicht lustig - und zeigte Dierolf an. Wegen Missbrauchs vonstaatlichen Symbolen. «Dabei habe ich noch nie etwas Strafbaresgemacht und mit Politik oder gar Extremismus noch nie etwas zu tungehabt», wundert sich der 62-Jährige.
In die Bredouille brachte ihn eine Witzflagge, die frei imInternet verkauft wird. Diese war ein Geburtstagsgeschenk und solltedie deutsche Fahne ersetzen, welche seit der Fußball-WM 2006 anDierolfs Fahnenmast flatterte und schon recht zerschlissen war. «DieBananenflagge hat mir sehr gut gefallen und ich habe sie gleichhinausgehängt», sagt der Dekorateur. Seine Nachbarn, erinnert ersich, hätten sich «halb totgelacht». Nachdem die Zeitung «HallerTagblatt» im September ein Foto der Flagge veröffentlicht hatte,verging Dierolf bald darauf das Lachen. Denn den Artikel las auch einPolizist aus Schwäbisch-Hall, der Anzeige erstattete. «Noch am selbenTag kam die Kripo und beschlagnahmte die Fahne», berichtet derBesitzer.
Es folgte eine einstündige Tätervernehmung, in der sich derBeschuldigte vollauf geständig, aber keineswegs reuig zeigte. Schoneinige Tage später schenkten ihm Freunde eine neue Bananenflagge, dieer wiederum am Fahnenmast hochzog. Nach fast dreimonatigenErmittlungen bekam Dierolf schließlich von der StaatsanwaltschaftEllwangen die Nachricht, dass das Verfahren eingestellt ist.
In der Begründung, die der Nachrichtenagentur ddp vorliegt, heißtes: «Das öffentliche Hissen der Flagge stellt, anders alsbeispielsweise provokatives Aufstellen der Bundesflagge in einemMisthaufen, keine Verunglimpfung der Flagge dar.« Durch den Aufdruckder Banane werde »nicht die Flagge selbst empfindlich geschmäht oderbesonders verächtlich gemacht«, sondern »allenfalls dieBundesrepublik Deutschland konkludent als 'Bananenrepublik'bezeichnet«, heißt es juristisch spitzfindig in der Begründung. DieseBezeichnung sei weder eine üble Beschimpfung noch eine böswilligeVerächtlichmachung, argumentiert die Staatsanwaltschaft weiter.
Dass es bis zu diesem Beschluss drei Monate brauchte, begründetder Ellwanger Staatsanwalt Oliver Knopp damit, dass es sich um eine«nicht so leicht zu klärende Rechtsfrage» gehandelt habe. Zum einenhabe der Fall eine «gewisse Öffentlichkeitswirkung», zum anderen habekein vergleichbarer Vorgang als Referenzfall vorgelegen. Da einestrafbare Handlung nicht nachzuweisen gewesen sei, habe man dasVerfahren schließlich eingestellt.
Das Corpus Delicti hat Erich Dierolf nach eigenen Angaben nochnicht zurück und so weht derzeit noch die Ersatzflagge vor seinemHaus. «Ich bin schon der Meinung, dass Deutschland eineBananenrepublik ist», sagt der Australien-Fan und verweist auf dienach seiner Ansicht verbreitete Korruption und diverseParteispendenaffären. Für seinen Fahnenmast hat er inzwischen schonneue Pläne: «Zu Fasching hänge ich eine Hexe raus und danach lasseich mir wieder was einfallen», verspricht er.