Jordanien Jordanien: Blutige Hochzeit in Amman
Amman/Kairo/dpa. - Braut und Bräutigam haben die Bluthochzeitüberlebt. Doch die Väter von Nadia al-Alami und Aschraf Daas undviele ihrer Verwandten und Freunde riss der Selbstmordattentäter mitin den Tod, als er inmitten der fröhlichen Gäste im Radisson-Hotel inAmman seinen Sprengstoffgürtel zündete. «Der Terror hat unsere Freudegestohlen», sagte einer der Hochzeitsgäste später jordanischenReportern.
Die Jordanier sind fassungslos. Ein Anschlag auf die Wachen vorder zur Festung ausgebauten israelischen Botschaft in Amman hättehier niemanden wirklich überrascht, denn der Hass auf die israelischeBesatzungsmacht in den palästinensischen Gebieten ist in Jordaniengroß. Den Friedensvertrag mit Israel, den König Abdullahs VaterHussein 1994 unterzeichnete, lehnen viele Jordanier ab. VertriebenePalästinenser machen mehr als die Hälfte der jordanischen Bevölkerungaus.
Auch Angriffe auf westliche Touristen gehörten zu den Gefahren,die der jordanische Geheimdienst vorhersehen konnte. Doch weshalbsich jemand bei einer jordanischen Hochzeitsfeier in die Luftsprengt, versteht selbst unter den Radikalen niemand. Die jordanischeMuslimbruderschaft spricht von einem «kriminellen Terrorakt» undsogar die radikale Palästinenser-Organisation Islamischer Dschihadverurteilt die Tat.
Nur wenige Stunden nach dem Dreifach-Anschlag zeigt diejordanische Führung schon mit dem Finger über die Grenze in den Irak,wo ihr Landsmann Abu Mussab al-Sarkawi Angst und Schreckenverbreitet. Und tatsächlich taucht kurz darauf ein Bekennerschreibender Gruppe zu der Bombenserie in Amman auf.
Sicher, Al-Sarkawi, der in Jordanien einst im Gefängnis saß, hatmit der Haschemiten-Monarchie noch eine offene Rechnung. Doch ist eswirklich denkbar, dass Sarkawis Arm auch bis auf die ägyptischeSinai-Halbinsel reicht, wo Selbstmordattentäter im vergangenen Julinach dem gleichen Muster ein Touristenzentrum angegriffen hatten?
Der ägyptische Terrorismusexperte Dia Raschwan ist überzeugt, dasses einen Zusammenhang zwischen den beiden Anschlagserien gibt, unddass die Sarkawi-Terroristen aus dem Irak nicht die Täter sind. «Esist undenkbar, dass Al-Sarkawi den Irak verlässt, wo es im Irak dochTausende von amerikanischen und britischen Soldaten sowie irakischePolizisten gibt, die für ihn Anschlagziele darstellen», meint er.
Andere Beobachter sehen den Terror von Amman in einem größerenZusammenhang. Sie glauben, dass die Extremisten nach Anschlägen inSaudi-Arabien und Ägypten nun in Jordanien zugeschlagen haben, weilKönig Abdullah II. enge Beziehungen zu den USA unterhält, die für dasTerrornetzwerk El Kaida und andere Islamistengruppen der «großeFeind» neben dem Erzfeind Israel sind. Tatsächlich gibt es in allendrei Staaten einen scharfen Kontrast zwischen dem offiziellen Kurs zuWashingtons Politik und der Meinung eines großen Teiles derBevölkerung, der überzeugt ist, dass sich US-Präsident George W. Bushdie Unterwerfung der Araber und Muslime zum Ziel gesetzt habe.