Irak Irak: Saddam soll mit Söhnen auf der Flucht sein

Bagdad/Washington/dpa. - Der entmachtete irakische Präsident Saddam Hussein und seine Söhne Udai und Kusai sind angeblich am Leben und auf der Flucht im eigenen Land. «Ja, er ist im Irak», sagte der irakische Oppositionsführer Ahmed Chalabi am Montag dem britischen Sender BBC. Unterdessen traf der ehemalige US-General Jay Garner in Bagdad ein. Garner soll eine Übergangsverwaltung aufbauen und zunächst leiten. Rund zwei Wochen nach dem Fall Bagdads wollen die Alliierten in Kürze offiziell ihren Sieg proklamieren, kündigte der australische Außenminister Alexander Downer an.
Von den 55 meistgesuchten Irakern gingen den USA bis Montag sechs ehemalige Vertraute Saddams ins Netz. Außerdem soll sich ein Schwiegersohn des entmachteten Präsidenten in Syrien gestellt haben. Die Amerikaner haben die Porträts der Gesuchten auf Spielkarten abgebildet: Saddam ist das Pik As.
Erstmals seit 20 Jahren pilgerten am Wochenende zehntausende Menschen in den schiitischen Wallfahrtsort Kerbela südlich von Bagdad. Unter der Herrschaft Saddams waren solche Wallfahrten verboten. Schiitische Imame erwarten fünf bis zehn Millionen Pilger aus dem ganzen Irak in Kerbela. Dabei könnte es nach Angaben von Beobachtern zu antiamerikanischen Protesten kommen.
«Es ist ein schöner Tag. Was gibt es Schöneres, als Menschen zu helfen», sagte Garner bei seiner Ankunft in der irakischen Hauptstadt. Er und sein Team wollten sich zunächst einen Überblick über die Lage in Bagdad verschaffen. Vordringlich sei die Wiederherstellung der Strom- und Wasserversorgung sowie der Wiederaufbau des Gesundheitswesens.
Die Amerikaner wollen nach US-Medienberichten langfristig im Irak bleiben und dort vier militärische Stützpunkte errichten. Die sechs Nachbarstaaten des Iraks riefen die USA und Großbritannien dagegen zu einem raschen Rückzug ihrer Truppen auf.
Auf der Suche nach Massenvernichtungswaffen im Irak stießen US- Experten nach Angaben der «New York Times» auf einen der bisher wichtigsten Funde. Ein Iraker, der nach eigenen Angaben jahrelang am Programm für Massenvernichtungswaffen gearbeitet hatte, habe ein Militärteam zu einem Ort geführt, an dem Komponenten für illegale Waffen vergraben gewesen seien. Die USA hatten die Bedrohung durch irakische Massenvernichtungswaffen immer als Grund für den Krieg genannt. Bisher steht der Nachweis solcher Waffen aber aus.
Chalabi, Vorsitzender des Irakischen Nationalkongresses (INC), sagte, Saddam wechsele mit seinen Söhnen ständig den Aufenthaltsort. «Wir können Saddam nicht genau lokalisieren», räumte er ein. Der INC bekomme von Zeit zu Zeit Informationen über die Positionen der drei Gesuchten, jedoch erst 12 bis 24 Stunden, nachdem der ehemalige Machthaber und seine Söhne weiter geflohen seien. Saddams Sohn Kusai sei in der Nacht zum Sonntag in Habanija rund 70 Kilometer westlich von Bagdad gesehen worden.
Das Zentralkommando der US-Streitkräfte im Golfstaat Katar teilte mit, dass der irakische Minister für Bildung und Forschung, Humam Abdel Chalik, festgenommen worden sei. Außerdem soll sich nach INC- Angaben ein Schwiegersohn Saddams in Syrien gestellt haben. Eine Bestätigung des US-Militärs lag dafür zunächst allerdings nicht vor. Jamal Mustafa Abdullah Sultan gehörte nach britischen Medienberichten zum engsten Führungskreis und ist mit Hala, der jüngsten Tochter Saddams, verheiratet.
Derzeit sind zwei von drei Halbbrüdern Saddams, zwei frühere Minister und ein hochrangiger Funktionär der Baath-Partei in US- Gewahrsam. Als erster Spitzenvertreter des entmachteten irakischen Regimes hatte sich der frühere Präsidentenberater Amir el Saadi in Bagdad gestellt.
In den Beziehungen zwischen den USA und dem irakischen Nachbarland Syrien zeichnet sich nach heftigen Turbulenzen wieder Entspannung ab. Es sehe so aus, als ob Damaskus nun kooperiere, sagte US-Präsident George W. Bush. Syrien begrüßte die Erklärung. Außenminister Faruk el Schara sagte, sein Land hoffe, dass dies der Beginn eines konstruktiven Dialogs zwischen Washington und Damaskus sei. Die USA hatten Syrien wiederholt vorgeworfen, Angehörigen des irakischen Regimes Zuflucht zu gewähren.
US-Soldaten sollen im Irak drei geheime unterirdische Gefängnisse mit überlebenden Häftlingen des Saddam-Regimes entdeckt haben. «Wir arbeiten zusammen mit den Amerikanern mit Hochdruck daran, weitere geheime Gefängnisse zu finden», sagte General Jawdat el Obeidi, der von den USA eingesetzte zweite Verwaltungschef von Bagdad, der dpa. «Es ist aber sehr schwierig, weil sie unter der Erde versteckt sind und Türen haben, die nur per Zahlencode geöffnet werden können.»


