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Irak Irak: Saddam Hussein berichtet vor Gericht über Misshandlungen

21.12.2005, 09:21
Saddam Hussein sitzt vor Gericht in Bagdad. Am 13. Dezember 2003 wurde er von amerikanischen Soldaten festgenommen, seit dem 19. Oktober 2005 läuft der Prozess gegen ihn. (Foto: dpa)
Saddam Hussein sitzt vor Gericht in Bagdad. Am 13. Dezember 2003 wurde er von amerikanischen Soldaten festgenommen, seit dem 19. Oktober 2005 läuft der Prozess gegen ihn. (Foto: dpa) POOL

Bagdad/dpa. - Er erklärte, auch seine Mitgefangenen seien in US-Haft brutal behandelt worden. Der frühere Vizepräsident Taha Jassin Ramadan sagte, die Amerikaner hätten ihm eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt und ihm mehrere Tage lang immer wieder eiskaltes Wasser auf die Kleidung gegossen.

Die acht Angeklagten stehen wegen des Massakers in der Kleinstadt Dedscheel 1982 vor Gericht. Damals hatte das Regime die Bewohner der schiitischen Kleinstadt kollektiv bestraft und Dutzende von Männern hingerichtet. Den Angeklagten droht die Todesstrafe.

Als der Zeuge Ali al-Haidari (37) aus Dedscheel berichtete, wie er und seine Familie von Saddams Schergen einst gefoltert worden waren, rief Saddam dazwischen, er wolle nun sein Gebet verrichten. Der Richter ging nicht darauf ein. Al-Haidari sagte aus, mehrere Frauen und Kinder aus seiner Heimatstadt seien in der Nähe eines Wüstengefängnisses in Samawa lebendig begraben worden. Er erklärte, Saddams ebenfalls angeklagter Halbbruder Barsan al-Tikriti habe die Folter der Menschen 1982 überwacht, nachdem ein Attentat auf Saddam in Dedscheel fehlgeschlagen war. Sieben seiner Brüder seien hingerichtet worden.

Al-Tikriti behauptete, Al-Haidari habe zu den Attentätern gehört.Saddam versuchte den Eindruck zu erwecken, als seien damals alleEinwohner von Dedscheel an dem Attentat beteiligt gewesen, «weil inso einer kleinen Stadt jeder jeden kennt». Saddam bezeichnete denVorsitzenden Richter Risgar Mohammed Amin als «Richter deramerikanischen Besatzer in Bagdad». Er hatte bei der vorangegangenenSitzung die Teilnahme verweigert. In seiner Heimatstadt Tikritprotestierten am Mittwoch Saddam-Anhänger gegen den Prozess.

Das Gericht stellte bei der Übertragung der Verhandlung für dasFernsehen streckenweise den Ton ab, als sich die Angeklagten über dieBehandlung durch die Amerikaner beklagten. Der Staatsanwalt erklärte:«Wenn die multinationalen Truppen sie misshandelt haben, dannverlange ich von den US-Truppen, dass sie alle Angeklagten an dieirakischen Sicherheitskräfte übergeben.»

Das Sondertribunal hatte die US-Armee zuvor bereits kritisiert,weil diese am vergangenen Wochenende zwei Dutzend ehemalige Größendes Saddam-Regimes aus einem Militärgefängnis freigelassen hatte,ohne vorher die irakischen Richter zu konsultieren. Unter ihnen warenauch die einst in Saddams Waffenforschung tätigenWissenschaftlerinnen Rihab Taha und Hoda Ammasch, genannt «DoktorBazillus» und «Doktor Milzbrand».

Unterdessen starb am Mittwoch bei einem Attentat auf einenhochrangigen Beamten des Landwirtschaftsministeriums in Bagdad einerseiner Leibwächter. Der Beamte wurde verletzt. Bei weiterenZwischenfällen kamen im Irak drei weitere Zivilisten ums Leben.

Der Gerichtssaal des Saddam-Prozesses (Grafik: dpa)
Der Gerichtssaal des Saddam-Prozesses (Grafik: dpa)
dpa