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Irak Irak: Ex-Diktator Saddam Hussein gibt sich vor Gericht empört

05.12.2005, 09:34
Der frühere irakische Diktator Saddam Hussein und einige seiner Rechtsanwälte vor Gericht in Bagdad. (Foto: dpa)
Der frühere irakische Diktator Saddam Hussein und einige seiner Rechtsanwälte vor Gericht in Bagdad. (Foto: dpa) POOL

Bagdad/dpa. - In dem am 19. Oktober begonnenen Prozess geht es um einMassaker in dem schiitischen Ort Dedscheel im Jahr 1982 nach einemgescheiterten Anschlagversuch auf Saddam. Saddam erklärte: «Ich habekeine Angst vor einem Todesurteil.» Das Gericht hörte im Gerichtsaalerstmals zwei Zeugen.

Gleich zu Beginn der neuen Verfahrensrunde meldete sich Clark alseiner der neuen Verteidiger Saddams zu Wort, um die Rechtmäßigkeitdes Verfahrens anzuzweifeln. Sein Gesuch wurde von Richter RisgarMohammed Amin jedoch mit dem Hinweis abgelehnt, ein solcher Einwandmüsse schriftlich eingereicht werden, wie der Korrespondent des US-Nachrichtensenders CNN berichtete. Zudem wies Amin den amerikanischenAnwalt darauf hin, dass die Amtssprache im Gericht arabisch sei.

Daraufhin verließen die Anwälte aus Protest den Saal, und derRichter ordnete eine Verhandlungspause an. Im Laufe der Debatte warSaddam empört aufgestanden und hatte erklärt, er werde unter diesenBedingungen nicht mit dem Gericht zusammenarbeiten. Der HalbbruderSaddams, Barsan al-Tikriti, rief: «Lange lebe der Irak». Ein andererAngeklagter bekundete lautstark, das Gericht solle doch gleich alleAngeklagten hinrichten lassen.

Nach eineinhalbstündiger Verhandlungspause erhielt Clark dann dochdie Erlaubnis, seine Einwände vorzutragen. Clark erklärte aufEnglisch, dass für die irakische Nation eine Versöhnung unerlässlichsei. Wenn das Verfahren aber nicht fair sei, bestehe die Gefahr, dasssich der Graben zwischen den Bevölkerungsgruppen vertiefe. Als eineder Bedingungen für ein faires Verfahren forderte Clarke mehr Schutzfür die Anwälte, von denen bereits zwei ermordet wurden.

Als erster Zeuge sagte ein ehemaliger Bewohner Dedscheels aus. Erberichtete, dass das Dorf von den Militärs nach dem Anschlagversucheingekesselt und auch aus der Luft beschossen worden sei.Anschließend seien Männer, Frauen und Kinder festgenommen worden. DerZeuge Ahmed Hassan Mohammed berichtete unter Tränen, Mitgliederseiner Familie seien im Gefängnis von Dedscheel gefoltert worden. EinBruder sei mit Elektroschocks misshandelt worden, einem anderen Mannseien sämtliche Knochen gebrochen worden.

Nach dem gescheiterten Anschag auf Saddam waren über 140 Jungenund Männer hingerichtet worden. Die Verteidigung argumentierteanschließend, der Zeuge könne unmöglich noch so viele Details wissen- er habe anscheinend die Akten studiert und auswendig gelernt. Siewarfen ihm ferner vor, fehlerhafte Angaben gemacht zu haben. Saddamund sein Halbbruder fielen dem Zeugen mehrmals ins Wort. Ein zweiterZeuge, Dschawad Abdel Asis, berichtete, wie die Saddam-Garden beiihrer Ankunft auf die Menschen geschossen hätten.

Wie schon bei den beiden früheren Verhandlungsrunden wurde derProzess am Montag mit halbstündiger Verzögerung zeitversetztausgestrahlt. Damit soll den Behörden die Möglichkeit gegeben werden,eventuelle Aufrufe zum Aufstand herauszuschneiden.

Wie CNN berichtete, hatten Sicherheitskräfte einen geplantenAnschlag sunnitischer Aufständischer auf das Gericht vereitelt. Dernationale Sicherheitsberater Mowafak al-Rubaie sagte dem US-Sender,dass Sicherheitskräfte ein Komplott aufgedeckt hätten, dasGerichtsgebäude in Bagdad mit Granaten oder Raketen anzugreifen.

Zehn Tage vor der Parlamentswahl am 15. Dezember wurde indes inBakuba ein Mitglied der unabhängigen Wahlkommission bei einem Angriffvon Aufständischen auf einen Bus getötet. Zwei weitere Mitarbeiterwurden nach Krankenhausangaben verletzt.

Die irakische Übergangsregierung bestätigte Todesurteile gegenneun Iraker, die wegen Terroranschlägen verurteilt worden waren. Deroberste irakische Justizrat werde die Termine für die Hinrichtungenin den kommenden Tagen festlegen, berichtete die amtliche Zeitung«Al-Sabah». Die Verurteilten waren an Anschlägen beteiligt, bei denenPolizisten und Zivilisten starben.