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Irak Irak: Erste Frau sagt als Zeugin gegen Saddam Hussein aus

06.12.2005, 09:46
Saddam Hussein sitzt vor Gericht in Bagdad. Am 13. Dezember 2003 wurde er von amerikanischen Soldaten festgenommen, seit dem 19. Oktober 2005 läuft der Prozess gegen ihn. (Foto: dpa)
Saddam Hussein sitzt vor Gericht in Bagdad. Am 13. Dezember 2003 wurde er von amerikanischen Soldaten festgenommen, seit dem 19. Oktober 2005 läuft der Prozess gegen ihn. (Foto: dpa) POOL

Bagdad/dpa. - Im Prozess gegen den irakischen Ex-Präsidenten Saddam Hussein hat eine Zeugin am Dienstag unter Tränen berichtet, wie die Schergen des Regimes sie sexuell gedemütigt und gefolterthatten. Selbst einer der sieben Mitangeklagten des Ex-Diktators, der frühere Parteifunktionär Ali Daim Ali, kämpfte auf der Anklagebank mit den Tränen, als die Irakerin berichtete, wie sie selbst, andere Frauen und Kinder im Gefängnis misshandelt wurden. Saddam selbst verzog keine Miene.

Die Zeugin, die in dem Bagdader Gerichtssaal zu ihrer eigenenSicherheit nur mit «Alif» (der erste Buchstabe des arabischenAlphabets) angesprochen wurde, saß während ihrer Aussage hinter einemgraublauen Vorhang. Ihre Stimme wurde technisch verzerrt. Nach einerersten Befragung erlaubte der Vorsitzende Richter den Angeklagtenjedoch, das Gesicht der Frau aus Dedscheel zu sehen. Die Kameras derTV-Sender, die den Prozess zeitverzögert ausstrahlen, wurden vorherausgeschaltet.

Die Zeugin aus der schiitischen Kleinstadt Dedscheel, derenEinwohner das Regime 1982 nach einem fehlgeschlagenen Attentat aufSaddam systematisch terrorisiert hatte, erklärte, sie sei im Altervon 16 Jahren festgenommen worden und habe vier Jahre unterunmenschlichen Bedingungen in einem Gefängnis in der südirakischenWüste zugebracht.

Nach dem Massaker in Dedscheel waren damals Dutzende von Frauenund Mädchen im Gefängnis vergewaltigt worden. Viele von ihnen habenaus Scham nie darüber gesprochen. Die Zeugin «Alif» sagte über einenihrer Peiniger: «Er zwang mich, mich auszuziehen, dann hob er meineBeine hoch und quälte mich mit Elektroschocks.»

Die Menschen in Bagdad reagierten am vierte Prozesstagunterschiedlich auf die menschlichen Tragödien, die schon bei derZeugenbefragung am Vortrag im Gerichtssaal vorgetragen worden waren.«Saddam sollte so schnell wie möglich hingerichtet werden», ist eineMeinung, die man in diesen Tagen in Bagdad besonders bei Schiitenhäufig hört. Es wird erwartet, dass in dem Dedscheel-Prozessinsgesamt rund 40 Zeugen zu Wort kommen sollen.