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Holocaust-Mahnmal Holocaust-Mahnmal: Darf man das Stelenfeld für Versteckspiele benutzen?

Von Monika Zimmermann 18.05.2005, 19:16
Jugendliche Besucherinnen des Holocaust-Mahnmals in Berlin springen am Donnerstag (12. Mai 2005) über die Stelen. (Foto: dpa)
Jugendliche Besucherinnen des Holocaust-Mahnmals in Berlin springen am Donnerstag (12. Mai 2005) über die Stelen. (Foto: dpa) dpa

Berlin/MZ. - Je nach Temperament stehen die Besucherentweder kopfschüttelnd, schimpfend oder auchamüsiert, auf jeden Fall aber im höchstenMaße verwundert vor dem, was offiziell "Denkmalfür die ermordeten Juden Europas" heißt. Alleshatte man erwartet, als dieses Mahnmal vorknapp einer Woche eröffnet wurde: Hakenkreuzschmierereien,Graffiti-Besprühung, Zerstörung, Vandalismus,Betroffenheit, nur dies offenbar nicht: Einenvollkommen unbefangenen, um nicht zu sagenvöllig respektlosen Umgang mit diesem Denkmal.Ist das die "Offenheit" von der der Künstlerimmer gesprochen hatte?

Peter Eisenman war jedenfalls der erste, derseine Sprache wiederfand angesichts des buntenTreibens auf seinem Kunstwerk. "Das ist gut.Das ein Zeichen dafür, dass die Leute gerndort sind", sagte er und unterstützte damitim Nachhinein den Bundeskanzler, der sichgewünscht hatte, das Holocaust-Mahnmal mögeein Ort werden, an den man gern gehe.

Überraschend gelassen reagierte Paul Spiegelauf diese recht lockere Annäherung an dasMahnmal: Das sei eben kein authentischer Ort,sagte der Vorsitzende des Zentralrates derJuden in Deutschland und fühlte sich in seinerkritischen Haltung bestätigt. Nun müsse manhalt das Beste daraus machen, so Spiegel.Ausgerechnet der Regierende Bürgermeistervon Berlin, Klaus Wowereit (SPD), der selbstimmer mit dem Vorwurf konfrontiert ist, eherein "regierender Partymeister" als ein ernsthafterLandesvater zu sein, sorgt sich um das Ansehender Hauptstadt. Man möge doch bitte, bitte"würdevoll" mit dieser Gedenkstätte umgehen,bat er flehentlich. Bislang ohne Erfolg.

Trauben von Menschen bilden sich ständig anden vier Ecken des Geländes. Die Menschenschauen auf den Boden und gestikulieren aufgeregt.Erst wenn man näher kommt, sieht man, wassie erregt: Es ist die in die Erde eingelasseneBesucherordnung. Dort steht all das aufgeführt,was hier veranstaltet wird - allerdings jeweilseingeleitet mit den Worten: "Nicht gestattetist . . .". Nicht gestattet ist beispielsweise"das Lagern im Stelenfeld", "auf Stelen zuklettern" und "von Stele zu Stele zu springen".Nicht gestattet ist auch das "Mitführen vonHunden, Fahrrädern, Skadeboards, Roller Blades,Rollschuhen".

Da steht es also weiß auf schwarz, aber niemandkümmert sich darum, diese Ordnung einzuhalten.Auch die zwei Wachleute nicht. Und dies istes, was Besucher am meisten wundert: Stell'dir vor, die dürfen das nicht und keiner verbietetes ihnen. Das Holocaust-Mahnmal, so scheintes manchem, hat schon ein kleines Wunder bewirkt- zumindest bis zum ersten ernsten Unfall,der leicht passieren kann. Immerhin sind diegrößten Stelen vier Meter hoch. Und dann wirdes, so ist zu fürchten, passende Antwortenauf die oben genannten Fragen geben müssen.

(Grafik: dpa)
(Grafik: dpa)
dpa