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Hintergrund Hintergrund: Flüssigsprengstoffe - leicht zu mischen, schwer zu entdecken

Von Till Mundzeck 11.08.2006, 14:26

Hamburg/dpa. - «Die meisten dieser Flüssigkeiten sind klar und lassen sich beieinfachen Kontrollen kaum von Wasser unterscheiden», bestätigte auchPeter Elsner vom Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie imbadischen Pfinztal am Freitag. Das gilt unter anderem fürWasserstoffperoxid und Aceton. Beides sind Zutaten für das beiTerroristen wegen seiner einfachen Herstellung beliebte Tri-Aceton-Tri-Peroxid (TATP) - selbst allerdings in der Regel ein festerSprengstoff.

Ein weiterer Vorteil flüssiger Sprengstoffe: Die oft gewöhnlichenZutaten sind für sich allein in der Regel nicht nur weitgehendunbedenklich, sondern meist auch gut zu handhaben. «Terroristenkönnten versuchen, einzeln jeweils relativ ungefährlicheFlüssigkeiten an Bord zu schmuggeln und dort zu etwas Explosivemzusammenzumischen», meint Institutsleiter Elsner. DieseBombenherstellung sei nicht besonders schwierig, mancherFlüssigsprengstoff lasse sich durch simples Zusammengießen derKomponenten mixen. Feste Sprengladungen seien dagegen in der Regeldeutlich komplizierter herzustellen.

Um eine Flugzeugkatastrophe auszulösen, sind nach Darstellung derExperten keine besonders großen Mengen nötig. «Bereits einKulturbeutel, mit Sicherheit aber eine Schultertasche vollSprengstoff wären genug für den Bedarf von Terroristen», sagte Jones.Richtig platziert genügt möglicherweise sogar schon viel weniger, wieElsner betont: «100 bis 200 Gramm an der Außenhaut eines Flugzeugskönnen schon kritisch sein.» Das ist etwa eine Kaffeetasse voll.

Flüssige Sprengstoffe und -zutaten sind Elsner zufolge fürTerroristen auch deshalb interessant, weil die Kontrollen daraufbisher nicht besonders geachtet haben. «Drei Passagiere, von denenjeder eine Wasserflasche dabei hat, findet niemand verdächtig.» Dieüblichen Durchleuchtungsgeräte sprängen in der Regel auf bedenklicheFlüssigkeiten nicht an, betonte Jones. Diese Sicherheitslücke istauch nicht leicht zu schließen, erläuterte Elsner: «Es gibt eineUnzahl von Sprengstoffen, man muss nach sehr vielen Substanzensuchen.»

Das könnten auch bereits eingesetzte chemische Detektoren nichtleisten. Zudem sind zahlreiche mögliche Sprengstoffzutaten in anderenProdukten weit verbreitet und für sich allein unbedenklich. Abhilfekönnte Elsners zufolge eine Reihe spezialisierter Detektorenschaffen, die nach mehreren Substanzen gleichzeitig fahnden und sointelligent miteinander verschaltet sind, dass sie bei verdächtigenKombinationen Alarm schlagen. «Das wird sicher die Lösung sein, dieman für die Zukunft anstreben wird.»