Hintergrund Hintergrund: Die Hamburger Terrorzelle um Mohammed Atta
Hamburg/dpa. - Schon zwei Tage nach der verheerenden Anschlagsserie vom 11. September 2001 in den USA führten Spuren nach Hamburg. Mindestens drei der vier in den USA entführten Flugzeuge wurden von Terroristen gelenkt, die lange Zeit in Hamburg ein unauffälliges geführt haben: Mohammed Atta, Marwan Alshehhi und Ziad Jarrah. Um den mutmaßlichen Kopf der Entführer Atta und seine Wohnung in der Harburger Marienstraße 54 hatte sich nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft eine Terrorzelle gebildet, die maßgeblich an der Planung und Umsetzung der Anschläge beteiligt war.
MOHAMMED ATTA, geboren am 1. September 1968 in Ägypten, gilt als Kopf der Hamburger Terrorzelle. Er steuerte nach Erkenntnissen der Ermittler ein entführtes Passagierflugzeug gezielt in den Nordturm des World Trade Centers (WTC) in New York. Der Ägypter kam 1992 nach Deutschland, studierte an der Technischen Universität Hamburg-Harburg Stadtplanung, gründete an der Hochschule eine Islam-AG, hielt sich vermutlich 1999 in einem afghanischen Ausbildungslager auf.
MARWAN ALSHEHHI, geboren am 9. Mai 1978 in den Vereinigten Arabischen Emiraten, saß vermutlich als Pilot in der Maschine, die den Südturm des WTC traf. Der enge Vertraute Attas kam 1996 mit einem Militärstipendium nach Deutschland, war möglicherweise 1999 bei der Organisation El Kaida in Kandahar und ging 2000 zusammen mit Atta in die USA, wo beide Flugunterricht nahmen.
ZIAD JARRAH, geboren am 11. Mai 1975 im Libanon, war vermutlich Pilot der bei Pittsburgh auf unbewohntes Gebiet abgestürzten Maschine. Der Libanese begann 1996 in Greifswald einen Sprachkurs und studierte an einer Hamburger Fachhochschule Flugzeugbau, machte ebenfalls in Florida (USA) eine Flugausbildung.
RAMZI BINALSHIBH, geboren am 1. Mai 1972 im Jemen. Er wurde am 11. September 2002 im pakistanischen Karatschi festgenommen. Er gilt als Organisator und «Bankier» der Gruppe sowie als enger Vertrauter Attas. Der 1995 nach Deutschland eingereiste Jemenit gab sich bei der Einreise mit falscher Identität als Asylbewerber aus. 1998 tauchte er unter, wohnte mit Atta und Bahaji in Harburg. Er wollte sich offenbar auch als Pilot an den Anschlägen beteiligen, bekam aber kein Visum für die USA.
SAID BAHAJI, geboren am 15. Juli 1975 im niedersächsischen Haselünne, gehört wahrscheinlich zu den engsten Vertrauten Attas und wird als Cheflogistiker der Hamburger Gruppe bezeichnet. Auch er soll seit 1999 in die Planungen für die Anschläge mit einbezogen gewesen sein. Er verschwand kurz vor den Attentaten möglicherweise nach Pakistan. Er wird mit internationalem Haftbefehl gesucht.
ZAKARIYA ESSABAR, geboren am 3. April 1977 in Marokko, kam 1997 nach Deutschland, besuchte in Köthen in Sachsen-Anhalt eine Fachhochschule, arbeitete als Werkstudent in Wolfsburg und studierte von 1998 an in Hamburg Medizintechnik. Zwei Anträge auf ein Visum für die USA wurden Ende 2000 und Anfang 2001 abgelehnt. Essabar war möglicherweise als Ersatzpilot für Binalshibh vorgesehen. Er ist seit August 2001 verschwunden.
MOUNIR EL MOTASSADEK (28), Student aus Marokko, soll mit den drei Hamburger Todespiloten eng befreundet gewesen sein und zeitweise in deren Wohnung gelebt haben. Er wohnte mit Frau und Kind in der Nachbarschaft der Atta-Gruppe. Motassadek war Anfang der 90er Jahre nach Hamburg gekommen und war Mitglied in Attas Islam AG. Er wurde am 28. November 2001 verhaftet. Nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft verwaltete er bei einer Bank in Hamburg ein Girokonto von Alshehhi. Vom 22. Oktober an muss er sich wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Beihilfe zum Mord in mindestens 3116 Fällen vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht verantworten.
ABDELGHANI MZOUDI (29), stammt aus Marokko und ist schon länger im Visier der Bundesanwaltschaft. Am 10. Oktober 2002 wurde er wegen des dringenden Verdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung verhaftet.