Fall Gina-Lisa Lohfink Gina-Lisa Lohfink: Politik schaltet sich ein

Berlin - Es begann mit einer Partynacht im Juni 2012. Model Gina-Lisa feierte in einem Berliner Club. Es floss viel Alkohol. An den Abend kann sich Gina-Lisa nur noch wage erinnern - ein Video zeigt, was wirklich passiert ist. Es zeigt sie beim Sex mit zwei Männern.
Gina-Lisa Lohfink erstattete Anzeige. Sie sei gegen ihren Willen mehrfach zum Geschlechtsverkehr gezwungen worden und habe vermutlich durch K.O.-Tropfen einen Filmriss gehabt.
Gina-Lisa Lohfink angeklagt
Bisher haben sich die Vorwürfe gegen die Männer nicht erhärtet. Im Gegenteil. Gina-Lisa sitzt jetzt selbst auf der Anklagebank. Sie soll 24.000 Euro zahlen, weil sie die beiden Männer zu Unrecht beschuldigt habe. Dagegen hat sie Einspruch eingelegt. Das ganze Verfahren zieht sich seit vier Jahren hin.
Jetzt nimmt die Debatte um Gina-Lisa Lohfink eine neue Dimension an. Neben den zahlreichen Solidaritätsbekundungen im Internet, schaltete sich nämlich auch die Politik ein. „Der Umgang mit Gina-Lisa Lohfink ist erschreckend. Ein Opfer wird zur Täterin gemacht, öffentlich bloßgestellt, es wird ihr nicht geglaubt. Das nimmt anderen Frauen den Mut, eine Vergewaltigung anzuzeigen“, erklärte die Vizefraktionschefin der Grünen, Katja Dörner, gegenüber „Spiegel Online“. Auch Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) nimmt Bezug: „Wir brauchen die Verschärfung des Sexualstrafrechts, damit endlich in Deutschland die sexuelle Selbstbestimmung voraussetzungslos geschützt wird. ’Nein heißt nein' muss gelten. Ein 'Hör auf' ist deutlich.“
Wir müssen als Gesellschaft endlich mehr tun
„Hör auf“ – diese Worte sagt Gina-Lisa mehrmals im Video. Seit Jahren ist es im Netz, auf Pornoseiten wurde es zahlreich angeklickt. War es nun einvernehmlicher Sex oder eine Vergewaltigung?
Gegenüber „Spiegel Online“ gibt Gina-Lisa zu: „In unserem Rechtssystem läuft doch etwas falsch. Ich fühle mich überhaupt nicht mehr sicher in Deutschland. Wenn ich noch mal vergewaltigt werde, gehe ich sicher nicht zur Polizei.“
Auch Bundesvorstandsmitglied Gesine Agena kritisiert die Gesetzeslage: "Unerträglich viele Frauen werden Opfer sexualisierter Gewalt. Wir müssen als Gesellschaft endlich mehr tun, um diese Gewalt zu ächten und zu verhindern". "Der Fall von Gina-Lisa Lohfink führt uns dabei wieder vor Augen, dass dringend das Sexualstrafrecht reformiert werden muss. Ein 'Hör auf' ist ein Nein. Aber noch immer reicht ein Nein nicht aus, um eine Vergewaltigung strafbar zu machen." (sf)