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Gesundheit Gesundheit: Gefährliche Modedroge «Spice» wird verboten

Von STEFAN SAUER 30.12.2008, 10:00
Die Modedroge «Spice», aufgenommen in Berlin für eine Fotoillustration. (FOTO: DDP)
Die Modedroge «Spice», aufgenommen in Berlin für eine Fotoillustration. (FOTO: DDP) ddp

BERLIN/MZ. - Bei dem Rauschmittel handele es sich, andersals häufig unterstellt, keineswegs um eineharmlose Kräutermischung, betonte Bätzing.Erst Mitte Dezember hatte das PharmaunternehmenTHC-Arzneimittelforschung, das medizinischeWirkstoffe aus Cannabispflanzen herstellt,in einer Analyse herausgefunden, dass dasals "Räucherwerk" vertriebene Spice ein synthetischesCannabinoid enthält. Diese Substanz mit derBezeichnung JWH-018 wirkt bis zu viermal stärkerals das in Haschisch und Marihuana enthalteneTHC. Das Pharmaunternehmen hatte daraufhindringend vor dem Konsum von Spice gewarnt.Angesichts der nicht erforschten Wirkungenmachten sich die Konsumenten selbst zu "Versuchskaninchen"der Hersteller.

In der Tat traten bei Spice-Rauchern nebenHalluzinationen und anderen Bewusstseinsstörungenvereinzelt Herzrasen und Kreislaufstörungenauf. So wurde in Bad Reichenhall eine 13-Jährigenach dem Konsum von Spice mit einem Kreislaufkollapsins Krankenhaus eingeliefert. "Spice birgtgroße gesundheitliche Gefahren und erheblichesSuchtpotenzial", betonte Bätzing.

Der Konsum der Droge, die vor allem über dasInternet bezogen wurde, hatte im vergangenenJahr stark zugenommen. Eine nicht repräsentativeUmfrage des Schülerportals spickmich.de, ander 11000 Jugendliche teilnahmen, hatte ergeben,dass 45 Prozent schon von Spice gehört hatten.Allerdings gab nur jeder Fünfzigste an, dieDroge bereits konsumiert zu haben. Weiterefünf Prozent wollte Spice einmal ausprobieren.

Bis zu der Entdeckung des synthetischen WirkstoffsJWH-018 hatte die Ursache für die berauschendeWirkung der in 3,5-Gramm-Tütchen zu je 20bis 30 Euro vertriebenen Droge völlig im Dunkelngelegen. Keines der Kräuter, die so exotischeBezeichnungen wie blauer Lotus und sibirischerLöwenschwanz tragen, war für psychoaktiveWirkungen bekannt. Auch die Frankfurter Pharmaforscherbestätigten, dass die Pflanzen selbst nichtfür Rauschzustände verantwortlich sein könnten.Der britische Spice-Anbieter "Psycho Deli"hatte stets dementiert, dem Kräutergemischchemische Substanzen beizumischen.

Anfang des neuen Jahres sollen die Länderüber die Eilverordnung des Bundesgesundheitsministeriumsinformiert werden. Um zu einem dauerhaftenVerbot zu kommen, müssen Bundestag und Länderkammerinnerhalb eines Jahres den Wirkstoff JWH-018als illegale Droge ins Betäubungsmittelgesetzaufnehmen.