Gesellschaft Gesellschaft: 90 000 Besucher zum Tag der offenen Moschee
Köln/dpa. - Rund 90 000 Menschen haben am Tag der offenen Moscheeislamische Gotteshäuser in Deutschland besucht. Zum zehnten Jubiläumder Veranstaltung beteiligten sich bundesweit 800 Moscheen, teilteder Zentralrat der Muslime (ZMD) mit. «Der Tag der offenen Moscheeverändert nicht nur die Besucher, sondern auch die muslimischeGemeinschaft», sagte ZMD-Sprecher Mounir Azzaoui am Mittwoch in Köln.Die Fragen der Besucher auch zu aktuellen Debatten regten die Muslimezum Nachdenken über die eigene Rolle an. In den Moscheen gab esFührungen, Ausstellungen und Diskussionen.
Der Tag der offenen Moschee wurde 1997 ins Leben gerufen undfindet seither jedes Jahr am 3. Oktober statt. Er soll Besucherneinen Blick hinter die Kulissen ermöglichen und zum Verstehen desIslam beitragen.
Verglichen mit den Vorjahren beteiligten sich in diesem Jahrsowohl weniger Gotteshäuser als auch Besucher. Laut ZMD hatten vieleGemeinden ihre Veranstaltungen wegen des Fastenmonats Ramadangebündelt. Schwerpunkte der Veranstaltung lagen im Ruhrgebiet,Hamburg und Berlin.
Ein Großteil der Besucher habe vor allem Grundsätzliches zum Islamerfahren wollen. Aktuelle Debatten etwa über die umstrittenePapstrede, die Absetzung der Mozart-Oper oder die versuchtenKofferbomben-Attentate standen nicht im Zentrum der Gespräche, sagteAzzaoui. «Das hat uns überrascht.»
Die Forderung nach einer Deutschpflicht für Prediger in Moscheenstößt bei der Mehrheit der Deutschen einer Umfrage zufolge aufAblehnung. Laut einer Erhebung des Meinungsforschungsinstitutes Forsaim Auftrag des Magazins «Stern» halten 56 Prozent den Zwang zurdeutschen Sprache bei islamischen Predigten für falsch. 34 Prozentbefürworteten die Idee. Jeder zehnte Befragte wollte sich nichtfestlegen. Forsa hatte gefragt: «Halten Sie es für richtig, dass inMoscheen in Deutschland nur auf Deutsch gepredigt werden soll?»
Dass muslimische Geistliche hier zu Lande auf Deutsch predigensollten hatten Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse (SPD),Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und der bayerischeMinisterpräsident Edmund Stoiber (CSU) gefordert.
(Datenbasis: 1002 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger vom 28. bis29. September 2006. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte,Auftraggeber: «Stern».)