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Gendersternchen und Binnen-I Gendersternchen und Binnen-I: So stark setzen Städte auf gendergerechte Sprache

Von Janik Marx 29.01.2019, 15:15
Die meisten städtischen Kommunen in Deutschland achten bereits auf ihre Sprache in Formularen, Broschüren oder Dokumenten.
Die meisten städtischen Kommunen in Deutschland achten bereits auf ihre Sprache in Formularen, Broschüren oder Dokumenten. picture alliance / dpa

Berlin - Aus dem „Lehrer“ wird der „Lehrende“, aus dem „Wählerverzeichnis“ wird das „Wählendenverzeichnis“ und aus dem „Rednerpult“ das „Redepult“. Die Stadt Hannover hat mit der Einführung der gendergerechten Sprache vergangene Woche für bundesweites Aufsehen gesorgt. Auch in Stuttgart plant man Ähnliches.

Die meisten städtischen Kommunen in Deutschland achten bereits auf eine geschlechtergerechtere Sprache in Formularen, Broschüren oder Dokumenten. Die Stadt Augsburg etwa veröffentlicht zum 1. Februar eine „Arbeitshilfe“ für ihre Angestellten – ohne verbindliche Wirkung.

Aufregerthema Gendern

„Männliche Formulierungen wie ‚Bürger‘ formulieren das weibliche Geschlecht nur mit, womit der Eindruck erzeugt wird, Frauen wären nur ‚mitgemeint‘“, erklärt die Stadt auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Die deutsche Sprache biete eine Vielfalt an Möglichkeiten, beide Geschlechter zu berücksichtigen.

Streitpunkte sind unter anderem der sogenannte Genderstern und das Binnen-I. In Hannover soll der Stern verwendet werden, wenn eine geschlechtsumfassende Ansprache nicht möglich ist. Statt „liebe Kolleginnen und Kollegen“ empfiehlt die Stadt ihren Angestellten die Schreibweise „liebe Kolleg*innen“.

Augsburg nimmt Abstand vom Sternchen

Das wiederum lehnen andere Städte rigoros ab: „Das Gendersternchen ist grammatikalisch falsch“, sagt Matthias Hasberg, Sprecher der Stadt Leipzig. „Wir können als Behörde dem Bürger nicht mit falschem Deutsch entgegentreten.“ Auch in Augsburg nimmt man Abstand vom Sternchen, „da es nicht den amtlichen Regelungen der deutschen Rechtschreibung entspricht.“

In Berlin ist die Verwendung der Sprache in der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Verwaltung (GGO) geregelt, Angestellte sollen die Gleichbehandlung von Frauen und Männern beachten. Hierfür sollen möglichst geschlechtsneutrale Formen verwendet werden. Ein Sprecher der Innenverwaltung kündigt allerdings an: „Eine Änderung beziehungsweise Anpassung der GGO wird derzeit geprüft.“

Bundestagsfraktionen bemühen sich um gerechte Sprache

Und auch im Bundestag gehen die Meinungen über den richtigen Umgang mit geschlechterneutrale Sprache auseinander. Die SPD bemühe sich laut einer Fraktionssprecherin um gendergerechte Formulierungen. Gendersternchen werden auch hier nicht verwendet: „Dazu gibt es keine Vorgaben aus dem Duden.“

Eine Verpflichtung hält auch die FDP für „wenig zielführend“, wie es auf RND-Anfrage aus der Fraktion heißt. „Denn diese verkompliziert den Sprachgebrauch und führt zu unnötigem bürokratischen Aufwand.“ Die Union hält sich zu diesem Thema weitestgehend bedeckt. Entsprechende Änderungen seien nicht vorgesehen, wie es aus Fraktionskreisen heißt.

Boykott oder Aufgeschlossenheit?

Der Hannoveraner FDP-Chef Patrick Döring hält zudem nicht viel vom Vorschlag aus der eigenen Stadt und ruft die Rathausmitarbeiter kurzerhand zum Boykott auf: „Ich empfehle, das zu ignorieren“, sagte der Parteichef am Montag.

Bei den Grünen ist man dem Thema aufgeschlossener. Allerdings betont eine Sprecherin, dass Schreibweisen wie das Gendersternchen nicht barrierefrei wären und die Rechtschreibprüfung des Bundestages Sterne oder Binnen-Is nicht kenne. „Weshalb etwa bei Kleinen Anfragen oder Anträgen die geschlechtergerechte Sprache durch die Ausformulierung der Passagen, durchs Mischen der weiblichen oder männlichen Form oder durch die versachlichte Form umgesetzt wird.“ (RND)