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Gender Pay Gap Gender Pay Gap: Lohnlücke zwischen Männern und Frauen bei aktueller Entwicklung erst 2138 geschlossen

Von Melanie Reinsch 15.03.2018, 15:09
Gerade unter den Topverdienern sind nur wenige Frauen zu finden.
Gerade unter den Topverdienern sind nur wenige Frauen zu finden. dpa

Berlin - Ein Baby, das heute geboren wird, wird es vermutlich nicht mehr erleben, dass Frauen und Männer in Deutschland gleich viel verdienen. Denn würde sich die Lohnlücke im gleichen Tempo verkleinern, wie sie es in den vergangenen zehn Jahren getan hat, wird eine Angleichung der Löhne erst in etwa 120 Jahren erreicht werden – also im Jahr 2138.

Denn in Deutschland verdienen Frauen laut der unbereinigten Lohnlücke nach den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes noch immer 21 Prozent weniger als Männer. Der Gender Pay Gap verringert sich nur im Schneckentempo: 2006 lag dieser bei 23 Prozent.  Ganze zwei Prozente hat er sich seitdem verkleinert. Konkret bedeutet das: Frauen bekommen durchschnittlich 16,59 Euro Bruttolohn in der Stunde,  Männer dagegen 21 Euro.

Überraschend ist das nicht. Seit Jahren dümpelt der Wert auf vergleichbar schlechtem Niveau  - trotz Frauenquote in Aufsichtsräten und politischer Debatten. Ob das neue Entgeltgleichheitsgesetz irgendeinen Effekt auf diese Lohnlücke haben kann, wird sich noch zeigen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber gering, da das Gesetz die meisten betroffenen Frauen gar nicht erreicht. Nur in  Betrieben ab 200 Mitarbeitern darf man erfragen,  was der Kollege des anderen Geschlechts verdient.

Eklatanter Unterschied zwischen Ost und West

Interessant dabei ist jedoch der Ost-West-Vergleich: In den alten Bundesländern beträgt die unbereinigte Lücke, die Faktoren wie Mutterschutz, Position oder Ausbildung unberücksichtigt lässt, nur sieben Prozent. Sie war jedoch schon mal geringer und scheint sich langsam dem Westen anzupassen.

Gründe für den eklatanten Unterschied zwischen Ost und West: Im Osten war es traditionell schon immer so, dass Frauen mehr arbeiteten und ihre Kinder ganztags betreuen ließen. Die Möglichkeiten der Kinderbetreuung waren  in den neuen Bundesländern stets besser. Im Osten ist der Beschäftigungsanteil der Frauen daher auch  höher.

Regional fällt  die Lohnlücke allerdings recht unterschiedlich aus. Dort, wo gut bezahlte Industriejobs Mangelware sind, sind Männer auch häufiger arbeitslos. Dort ist der Gender Pay Gap geringer. Oder er dreht sich sogar gänzlich um. Ein Beispiel: In Cottbus fällt der Gender Pay Gap mit 17 Prozent zugunsten der Frau aus. Im bayerischen Dingolfing-Landau, wo das größte BMW-Werk Europas sitzt, beträgt das Lohngefälle fast 39 Prozent – zugunsten der Männer. Regionen, in denen es gut bezahlte „typische“ Männerjobs in der Industrie gibt, fällt der Gender Pay Gap also zum Nachteil der Frauen aus.

Giffey direkt gefordert

Die  neue Familienministerin Franziska Giffey  (SPD) war daher am Donnerstag an ihrem ersten Arbeitstag direkt mit einem der drängendsten Probleme konfrontiert, als die Zahlen anlässlich des Equal Pay Day am 18. März veröffentlicht wurden. Diese Problematik wird die 39-Jährige in den kommenden Jahren als Ministerin im Kampf für mehr Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern begleiten - und ihre Erfahrungen sowohl aus der Zeit als Bezirksbürgermeisterin in Neukölln  als auch ihre Erkenntnisse aus dem Osten einbringen können.

Ihre Vorgängerin Katarina Barley hatte zuletzt eine Frauenquote für Vorstände gefordert. Auch das Entgeltgleichheitsgesetz war für Barley nur ein Kompromiss geblieben. Jetzt ist Giffey dran.