1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Gegendemo zu Islamfeindlichen Kundegebung: Gegendemo zu Islamfeindlichen Kundegebung: Widerstand gegen Pegida in Dresden wacht endlich auf

Gegendemo zu Islamfeindlichen Kundegebung Gegendemo zu Islamfeindlichen Kundegebung: Widerstand gegen Pegida in Dresden wacht endlich auf

Von Bernhard Honnigfort 20.10.2015, 16:12
Die Polizei trennt die Gegendemonstranten von den Pegida-Anhängern.
Die Polizei trennt die Gegendemonstranten von den Pegida-Anhängern. AFP Lizenz

Dresden - Plötzlich geht, was ein Jahr nicht ging: Dresdner Bürger in Scharen auf die Straße. Womöglich 19000 sollen es nach laut Studenteninitiative "Durchgezählt" gewesen sein am Montagabend, die in vier Sternmärschen in die Innenstadt zogen, um ein deutliches Zeichen gegen Pegida zu setzen: Fast 8000 vom Bahnhof Neustadt, rund 2000 vom Bahnhof Mitte, etwa 4000 vom Straßburger Platz, mindestens 5000 aus Richtung Uni. Und das alles ohne lockendes Gratiskonzert und Popgrößen auf der Bühne.

Es waren noch nie so viele Gegendemonstranten, es waren auch noch nie so viele ältere Dresdner dabei neben den Schülern und Studenten, die bei früheren, deutlich kleineren Gegenveranstaltungen, zu denen nur Hunderte kamen, zumeist das Bild prägten. Mehrere Gruppen und Bündnisse hatten diesmal unter der Überschrift „Herz statt Hetze“ dazu aufgerufen. Oberbürgermeister Dirk Hilbert, der Uni-Rektor Hans Müller-Steinhagen, Künstler, Gewerkschaften, der Sparkassenvorstand, der Medizinprofessor Gerhard Ehninger, Parteien, die Dresdner Kultureinrichtungen, das Ehepaar de Maizière, das seit Jahren in Dresden lebt.

Eigentlich wie immer. Nur diesmal zum Jahrestag zog die Aufforderung. 5000 Teilnehmer, das war die Hoffnung gewesen. Am Ende waren es mehr als dreimal so viele und das auch noch ohne prominente Anschubhilfe wie im vergangenen Winter, als Herbert Grönemeyer, BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken, Adel Tawil und andere Größen nach Dresden zu einem Extrakonzert kamen, um der Stadt beim Gesicht zeigen aus dem Knick zu helfen.

Verschärfte Situation in Dresden

Diesmal war es anders, und das obwohl die Gegendemonstrationen gar nicht viel stärker beworben worden waren. Es sei einfach nötig gewesen, diesmal ein kräftiges Zeichen zu setzen, meinten mehrere Teilnehmer am Montagabend. Man könne sich das nicht mehr bieten lassen. In Dresden hat sich eine verschärfte Situation ergeben, an der man nicht mehr vorbeisehen kann: Die Stadt wirkt tief gespalten, der Ruf geht vor die Hunde, es gibt Angriffe auf Flüchtlinge, ihre Helfer, Polizisten.

Am Tag danach ziehen die Organisatoren von „Herz statt Hetze“ ein „gemischtes Fazit“: Einerseits Tausende Menschen für Mitmenschlichkeit auf der Straße, andererseits Gewalt. Es freue ihn, dass „die Dresdnerinnen und Dresdner so zahlreich zu
unseren Demonstrationen erschienen sind“, sagt Sprecher Josef Sternfeld. „Dass dafür ein Jahr rassistische Hetze notwendig war, flankiert von auch in den letzten Wochen immer wieder vorkommenden gewalttätigen Ausschreitungen rund um Pegida, stimmt uns aber nachdenklich.“