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G20 in Hamburg G20 in Hamburg: BKA entzog Journalisten auf Basis von Fehlern die Akkreditierung

Von Melanie Reinsch 21.08.2017, 14:15
Vielen Journalisten wurde vor Ort die Akkreditierung für den G20 Gipfel in Hamburg entzogen.
Vielen Journalisten wurde vor Ort die Akkreditierung für den G20 Gipfel in Hamburg entzogen. dpa

Hamburg - Rechtswidrig gespeicherte Daten, Fehler, Namensverwechselungen – rund sechs Wochen nach dem G20-Gipfel kommen immer mehr Details zu den entzogenen Presseakkreditierungen ans Licht. Insgesamt haben 32 Journalisten beim Bundeskriminalamt (BKA) entweder um Erklärungen gebeten, warum sie plötzlich die G20-Ausweise abgeben sollten oder sie fragten beim BKA nach, ob sie überhaupt auf dieser Liste gestanden hatten. Laut Bundesinnenministerium wurden inzwischen 23  dieser Anfragen vom BKA beantwortet. Bei acht Fällen warte man noch auf eine Kopie des Personalausweises, hieß es am Dienstag aus dem Innenministerium.

Wegen Sicherheitsbedenken wollte man 32 Journalisten die Akkreditierung beim G20-Gipfel in Hamburg entziehen, man sprach von  „etlichen Straftätern“. Nur Journalisten, die beim BKA nachfragen, bekommen auch eine Erklärung. 

Neun Journalisten wurden die Ausweise beim Gipfel  Anfang Juli tatsächlich abgenommen. Die anderen, wie Frank Bründel, hatten das Pressezentrum nicht betreten und behielten daher ihre Ausweise. In dem Einschreiben, das der Hamburger Polizeireporter vergangene Woche vom BKA erhielt, heißt es, dass der Hamburger Verfassungsschutz mitgeteilt hatte, dass der Journalist bei der „Revolutionären 1. Mai-Demonstration“ in Hamburg festgenommen worden sei.  Zudem hätten Anhaltspunkte vorgelegen, dass Bründel einer „gewaltbereiten Bewegung“ angehöre oder diese „nachdrücklich unterstütze“.

Ein Fehler, wie sich herausstellte und wie es das BKA in dem Schreiben auch zugab. Tatsächlich hatte Bründel bei der Demo am 1. Mai in Hamburg lediglich gefilmt und fotografiert und war von der Polizei kontrolliert worden. Inzwischen sollen die Daten gelöscht worden sein. Bründel glaubt das jedoch nicht. „Ich habe bis heute kein Wort der Entschuldigung erhalten.  Das ist eine Rufschädigung“, sagte der Polizeireporter am Montag dieser Zeitung.

Speicherung von Daten über so lange Zeit sei verfassungswidrig

Dem Berliner Fotojournalisten Chris Grodotzki wird unter anderem laut ARD-Hauptstadtstudio die Beteiligung an gewaltfreien Aktionen der Umweltorganisation Robin Wood aus den Jahren 2007 und 2008 vorgeworfen – zu einer Zeit, als dieser noch nicht mal als Journalist tätig war. Nach Einschätzung des früheren Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar war die Speicherung dieser Daten über einen so langen Zeitraum verfassungswidrig. Zudem wurde Grodotzki  2014 als Linksextremist eingestuft, nachdem dieser im Oktober 2014 zusammen mit weiteren Journalisten im türkischen Diabakyir für kurze Zeit festgenommen wurde. Im BKA-Eintrag heißt es, dass dem Journalisten kein strafbares Handeln nachgewiesen werden konnte.

Im Falle des  Fotojournalisten Florian Boillot war der Strafdelikt „Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte“  gespeichert gewesen. Von diesem Vorwurf sei Boillot  aber Wochen vor dem G20-Gipfel freigesprochen worden.

Der  Berliner Fotojournalist Björn Kietzmann dagegen hat bis heute keine Erklärung bekommen, warum er in Hamburg plötzlich nicht mehr das Pressezentrum betreten durfte und er seinen Ausweis abgeben musste. „Ich habe auch keine Info erhalten, wann die Anfrage beantwortet wird. Die läuft bei mir über einen Anwalt der DJU“, erklärte Kietzmann am Montag. Zudem habe er vor rund zwei Wochen Klage gegen das Bundespresseamt (BPA) eingereicht.

Journalist wurde mit Reichsbürger verwechselt

Verdi  hat in acht Fällen Rechtsschutz gewährt und unterstützt betroffene Mitglieder mit einer sogenannten Fortsetzungsfeststellungsklage vor dem Verwaltungsgericht Berlin. Damit soll die Rechtmäßigkeit des Vorgehens durch das zuständige Bundespresseamt geklärt werden, das für den Entzug der Akkreditierungen verantwortlich ist.

Zuvor hatte der NDR-Journalist Christian Wolf Mitte Juli erfahren, dass ihm die Akkreditierung entzogen wurde, weil eine Namensverwechselung vorlag, angeblich sollte der Journalist „Reichsbürger“ sein. 

Annegret Korff vom Innenministerium sagte: „Wir bedauern diese Fehler zutiefst. Das darf nicht passieren. Es muss Entschuldigungen geben.“ Man arbeite daran, dass solche Fehler künftig nicht mehr geschehen.