Fridays vor Future Fridays vor Future: Greta Thunberg will vor dem Weißen Haus streiken

Washington - Als die zierliche kleine Person nach zwei Stunden endlich das Megafon vor dem Weißen Haus ergreift, kann man ihre Worte kaum verstehen. Irgendwie passend zum Ereignis donnert gerade ein Flugzeug tief unter dem Washingtoner Himmel. Doch die Botschaft der Umwelt-Aktivistin Greta Thunberg löst auch so Begeisterung aus. „Normalerweise sind wir hier freitags zehn oder zwölf Teilnehmer beim Klimastreik“, sagt eine Organisatorin: „Und jetzt das!“
Der Auftrieb ist tatsächlich gewaltig. Allerdings weniger bei den jugendlichen Protestlern, deren Zahl im Laufe der Demonstration von gerade mal 50 auf etwa 300 anschwillt, als bei den Fernsehteams und Reportern. Mindestens drei Dutzend Kameras verfolgen den 16-jährigen Ehrengast aus Schweden bei jedem Schritt. So massiv ist der Andrang der Medien, dass der Protestmarsch rund um den President’s Park südlich des Amtssitzes von Donald Trump zunächst gar nicht in Gang kommt. Statt „Nicht mehr Kohle, nicht mehr Öl, lasst den Kohlenstoff in der Erde“ skandieren die Jugendlichen plötzlich: „Presse, geh weg!“
FFF noch lange kein Massenphänomen
Das klingt sehr ähnlich wie die unfreundlichen Anwürfe des Präsidenten gegen die Medien, ist aber natürlich ganz anders gemeint. Die Organisatoren sind offensichtlich ein bisschen überfordert von dem internationalen Presserummel. Die Schülerstreiks für das Klima sind in den USA bei weitem nicht so verbreitet wie in Deutschland oder Schweden. Die Fridays-for-Future-Bewegung hat in ganz Amerika bei Twitter rund 5000 Follower – halb so viele wie alleine in Berlin.
Trotzdem wird Greta Thunbergs Besuch in den USA registriert. Vor ein paar Tagen saß die Aktivistin bei Trevor Noah in der „Daily Show“ und bemerkte, der größte Unterschied zwischen ihrer Heimat und den USA sei, dass der Klimawandel in Amerika als Glaubenssache aufgefasst werde. Dagegen setzt sie eine Fülle von Zahlen und Daten, die klar machen sollen, dass der Menschheit nur noch eine sehr kurze Zeit zum Umsteuern bleibt.
Alarm macht wenig Eindruck
Bei Donald Trump, der das Pariser Klimaschutzabkommen aufgekündigt hat und gerade Stück für Stück Obamas Umweltschutzgesetze zerschießt, dürfte der Alarm wenig Eindruck machen. Mehr Zuhörer könnte Thunberg bei Kongressabgeordneten und vor der UN-Vollversammlung in New York finden, wo sie am 23. September sprechen will, obwohl ihr Manhattan bei ihrer Ankunft vor einer Woche vor allem „sehr massiv, sehr groß und sehr laut“ erschienen ist. Thunberg hingegen ist stets konzentriert und leise. Während die anderen Protester laut ihre Parolen rufen, bewegt sie nur leicht ihre Lippen.
„Ich bin sehr stolz auf Euch, ruft sie ihren Mitdemonstranten in Washington zu: Gebt nicht auf! Wir machen weiter!“. Die Gruppe jubelt. Doch bis der Schülerprotest in den USA zu einer Massenbewegung wird, ist es noch ein weiter Weg.