Nach Eklat Frauke Petry und Marcus Pretzell kündigen Austritt aus der AfD an

Dresden - Die AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry wird aus ihrer Partei austreten. „Klar ist, dass dieser Schritt erfolgen wird“, sagte sie am Dienstag in Dresden, allerdings ohne einen genauen Zeitpunkt zu nennen.
Zuvor hatte Petry bereits angekündigt, dass sie ihr Amt als Fraktionsvorsitzende im Sächsischen Landtag aufgeben werde. Auch der Parlamentarische Geschäftsführer Uwe Wurlitzer und die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Kirsten Muster würden ihre Ämter in der Fraktion „mit Ablauf des heutigen Tages“ aufgeben, sagte Petry.
Die 42-Jährige hatte bei der Bundestagswahl am Sonntag ein Direktmandat gewonnen. Am Montag erklärte sie, dass sie der neuen AfD-Bundestagsfraktion nicht angehören wolle. Der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen legte ihr daraufhin den Austritt aus der Partei nahe.
Auch Pretzell tritt aus
Auch der Landes- und Fraktionschef der AfD in Nordrhein-Westfalen, Marcus Pretzell, will Partei und Fraktion verlassen. Diesen Schritt habe Pretzell, der mit Petry verheiratet ist, für die nächste Fraktionssitzung angekündigt, sagte AfD-Fraktionssprecher Michael Schwarzer am Dienstag in Düsseldorf.
Marcus Pretzell: Von Anfang an umstritten
Mit Marcus Pretzell verliert die AfD in Nordrhein-Westfalen ihren prominentesten Politiker. Der 44 Jahre alte Ehemann von Noch-AfD-Bundeschefin Frauke Petry ist auch in NRW von Anfang an umstritten gewesen. Als Vorsitzender der Landes-AfD mit rund 4500 Mitgliedern schaffte er es nur knapp, zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Mai gekürt zu werden. Die AfD erreichte 7,4 Prozent, Pretzell wurde Fraktionschef im Landtag.
Dort provozierte Pretzell als er bei der Wahl von Armin Laschet (CDU) zum Ministerpräsidenten mit seiner gesamten Fraktion ungültige Stimmen abgab. Im Parlament scheiterte der Jurist, als die anderen Fraktionen der AfD den geforderten Platz im Präsidium verweigerten. Pretzell bemühte sich dann in ersten Anträgen im Landesparlament um gemäßigt-bürgerliches Auftreten.
Pretzell wollte realpolitischen Kurs einschlagen
Als scharfer innerparteilicher Gegner in NRW setzte vor allem der Co-Landesvorsitzende Martin Renner Pretzell unter Druck. Renner wird dem Rechtsaußen-Flügel der AfD zugeordnet, Pretzell wollte einen realpolitschen Kurs einschlagen. Noch am Montag hatte er seiner Partei geraten, so schnell wie möglich Teil einer Regierung zu werden. „Unser Land verändern wir nicht aus der Opposition heraus“, sagte er im WDR-Radio.
Noch ist Pretzell Abgeordneter des EU-Parlaments. Er hatte bislang angekündigt, er wolle das EU-Mandat nach der Bundestagswahl niederlegen. Große Empörung hatte der AfD-Politiker 2015 im Zusammenhang mit der Flüchtlingsdebatte ausgelöst, als er sagte, im Falle eines gewaltsamen Grenzübertritts sei Schusswaffengebrauch als „Ultima Ratio“ gerechtfertigt. Petry und Pretzell hatten kurz vor der NRW-Wahl einen Sohn bekommen. (dpa)