Familien-Studie Familien-Studie: Neue Prioritäten bei der Erziehung
BERLIN/DPA. - Renate Köcher vom federführenden Institut für Demoskopie in Allensbach erklärte, anders als früher sei die Erziehung heute weniger autoritär denn partnerschaftlich. Statt zu schimpfen und zu schlagen wollen die Eltern "darüber reden". Auch gäben sie den Interessen ihrer Kinder jetzt mehr nach, was vor allem den Mädchen zugute komme. Verändert hätten sich zudem die Erziehungsziele, so Köcher. Ordnung, Disziplin, Bescheidenheit seien in der Prioritätenliste nach hinten gerückt. Nun nennen 89 Prozent aller Deutschen als primäres Erziehungsziel "Selbstbewusstsein". Und noch etwas ist der Studie zufolge neu: der Umgang mit dem Faktor Zeit. Davon geben Eltern mehr denn je, Väter aber immer noch weniger als Mütter. "Zwei Drittel empfinden Erziehung als harte Arbeit, aber auch als bereichernd", weiß die Demoskopin.
Hubertus Brantzen, Vorsitzender des "Forums Familie stark machen e. V.", findet denn auch: "Familien entsprechen nicht dem Bild, das von ihnen gezeichnet wird." Und Amokläufe wie der von Winnenden sagten nichts aus über die Mehrheitsgesellschaft. Brantzen setzt dem vielmehr andere Daten entgegen. So seien Eltern mit Kindern unter sechs Jahren die glücklichsten Menschen im Land, am zweitglücklichsten seien Eltern von Kindern zwischen sechs und 16 Jahren, am drittglücklichsten schließlich seien Großeltern. Wird hier nicht das Idyll einer wohlsituierten Mittelschicht hochgerechnet auf die labile Gesamtgesellschaft?
Brantzen ist nicht dieser Ansicht. Die Familienministerin auch nicht. Zwar sieht von der Leyen weiter Defizite bei jenem Quantum Zeit, das Eltern für ihre Kinder erübrigen. Zeit sei "der wesentliche Schlüssel für das Gelingen von Familie". Auch mahnte sie, Eltern müssten sich mehr darum kümmern, was ihre Zöglinge im Fernsehen und im Internet konsumierten. Unterm Strich seien Familien in Deutschland aber "kein krisengeschüttelter Sozialfall".