Extremismus Extremismus: Ruf nach Verbot von rechtem Jugendverein
Halle/MZ. - Sie waren stramm auf Rechtskurs gebracht worden, die knapp 40 Jugendlichen in Uniformen im Zeltlager der HDJ, das die Polizei vor wenigen Tagen in Mecklenburg-Vorpommern auflöste. Die Ermittler fanden Handtücher mit Hakenkreuzen und alte Landkarten, auf denen die Kinder das Memelland oder die Nordmark einzeichnen sollten (MZ berichtete).
Ähnliche Aktivitäten der HDJ in Sachsen-Anhalt sind dem Innenministerium in Magdeburg nicht bekannt, auch keine Strukturen der Gruppierung. Damit das so bleibt, setzt sich das Land beim Bund für
ein Verbot der Organisation ein. "Wir sind der Auffassung, dass die HDJ formal und inhaltlich große Nähe zur verbotenen Wiking-Jugend hat", sagte Ministeriumssprecher Klaus-Peter Knobloch der MZ. Damit gebe es genügend Gründe, gegen den Verein vorzugehen.
Zuständig für ein Verbot wäre das Bundesinnenministerium, das sich nicht dazu äußern will. Nach MZ-Informationen ist Berlin jedoch bestrebt, den Vorstoß aus Magdeburg zu unterstützen. Entschieden sei aber noch nichts, hieß es, es müsse noch Gespräche geben. Der SPD-Innenexperte Sebastian Edathy sagte der Frankfurter Rundschau, auch die Berliner Koalition werde in Kürze ein Verbot beantragen.
Die HDJ bezeichnet sich als "aktive, volks- und heimattreue Jugendbewegung für alle deutschen Mädel und Jungen im Alter von 7 bis 29 Jahren", die Zeltlager, Kanufahrten und Wanderungen organisiert. Das Bundesinnenministerium stuft den Verein mit seinen mehreren hundert Mitgliedern als "festen Bestandteil des rechtsextremistischen Spektrums" ein - mit Kontakten zur rechtsextremen NPD wie auch zur Neonazi-Kameradschaftsszene. In der HDJ werde "die braune Führungselite von morgen ausgebildet", warnte Elisabeth Siebert vom Regionalzentrum für demokratische Kultur Bad Doberan in der Frankfurter Rundschau.