Erneut Proteste in Chemnitz Erneut Proteste in Chemnitz: Verletzte bei Konfrontation - Polizei räumt Probleme ein
Chemnitz - Bei Protesten Tausender rechter und linker Demonstranten in der Chemnitzer Innenstadt sind am Montagabend mindestens zwei Menschen verletzt worden. Die Polizei schloss nicht aus, dass sich Zahl noch erhöht. Sie hätten zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden müssen. Es seien Feuerwerkskörper und Gegenstände geworfen worden, hieß es. Teilnehmer berichteten von einer aggressiven Stimmung.
Am Tag nach den Übergriffen auf Ausländer hatte die Polizei in der sächsischen Stadt versucht, ein Aufeinanderprallen von rechten und linken Gruppen zu verhindern. Nachdem sich die beiden Demonstrationen am Montagabend aufgelöst hatten, räumte ein Polizeisprecher jedoch Personalmangel in den eigenen Reihen ein.
Polizei rechnete mit viel weniger Teilnehmern
Man habe mit einigen Hundert Teilnehmern gerechnet und sich entsprechend vorbereitet, aber nicht mit einer solchen Teilnehmerzahl, sagte er auf Anfrage. „Der Einsatz verlief nicht störungsfrei.“
Noch am Nachmittag hatte Polizeipräsidentin Sonja Penzel versichert, ausreichend Kräfte angefordert worden. Es werde nicht zugelassen, dass Chaoten die Stadt vereinnahmen, sagte sie. Nach Einschätzung der Polizei am Abend konnte eine Eskalation und ein Aufeinandertreffen der beiden Lager nur mit Mühe verhindert werden.
Beamte rückten den Angaben zufolge mit Wasserwerfern an. Sie mussten aber nicht eingesetzt werden. Teilnehmer berichteten in sozialen Medien, dass es immer wieder Versuche gab, die Polizeikette zu durchbrechen. Auch von Vermummten wurde berichtet. Beobachter gehen davon aus, dass die Situation in der Stadt zunächst angespannt bleiben wird. Die Polizei wollte auch in der Nacht präsent bleiben.
Zu der Eskalation kam es kurz nach einer Kundgebung gegen rechte Gewalt im Stadtpark von Chemnitz. Anschließend drängten über 1000 Demonstranten in Richtung einer Kundgebung der rechten Szene auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Dort skandierten sie Parolen wie „Nationalismus raus aus den Köpfen“ und „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“.
Hunderte Bereitschaftspolizisten im Einsatz
In Sicht- und Hörweite hatte die rechte Szene am Karl-Marx-Monument eine Kundgebung mit einem Aufzug durch die Innenstadt beantragt. Geschätzt weit mehr als 2000 Menschen hatten sich dort versammelt.
Am Monument wurde ein Transparent mit dem Spruch „Deitsch un' frei woll'n mer sei“ des Dichters Anton Günther (1876-1937) angebracht. Hunderte Beamte der Bereitschaftspolizei hatten die Straße zwischen beiden Kundgebungen gesperrt.
Proteste auch in Düsseldorf
Auch in anderen deutschen Städten kam es zu Protesten Rechter wegen der tödlichen Messerstiche von Chemnitz. In Düsseldorf versammelten sich rund 150 Demonstranten aus dem rechten Spektrum vor dem Landtag, wie die Polizei berichtete. Ihnen standen etwa 250 Gegendemonstranten gegenüber.
Die Kundgebungen wurden von starken Polizeikräften begleitet, bis zu ihrer Auflösung am Abend blieb laut Polizei alles friedlich. Anderswo hatte die AfD zu Kundgebungen aufgerufen, so in mehreren Städten in Mecklenburg-Vorpommern.
Generalstaatsanwaltschaft übernimmt Ermittlungen
Derweil hat die Generalstaatsanwaltschaft in Dresden hat die Ermittlungen zu den gewalttätigen Auseinandersetzungen am Rande des Chemnitzer Stadtfestes am Sonntag übernommen. Das teilte die Behörde am Montagabend mit. Bei dem Vorfall war am Wochenende ein 35 Jahre alter Deutscher getötet worden, zwei weitere Männer erlitten schwere Verletzungen.
Am Montag erging Haftbefehl gegen einen 23-jährigen Syrer und einen 22 Jahre alten Mann aus dem Irak. Ihnen wird Totschlag vorgeworfen. Das Opfer hatte mehrere Messerstiche erlitten. Danach kam es zu ausländerfeindlichen Übergriffen von Rechtsextremen in Chemnitz. (dpa)