Entführung Entführung: Irak-Geiseln sind in akuter Lebensgefahr
Berlin/dpa. - Nach dem Auftauchen eineszweiten Videos mit einem Ultimatum hatte Außenminister Frank-WalterSteinmeier (SPD) die Lage als ernst bezeichnet.
Vor der Leipziger Nikolaikirche ist heute (Donnerstag) Abend eineMahnwache für die beiden Männer aus Sachsen geplant. Dazu habenPfarrer Christian Führer und der Arbeitgeber der beiden Entführten,Cryotec-Geschäftsführer Peter Bienert, aufgerufen.
In dem am Dienstagabend ausgestrahlten Video kündigen dieKidnapper die Enthauptung der Männer aus Leipzig an, falls ihreForderungen nicht binnen drei Tagen erfüllt würden. Sie verlangen dieSchließung der deutschen Botschaft in Bagdad, den Abzug allerdeutscher Firmen aus dem Irak und das Ende der Zusammenarbeitzwischen Bundesregierung und irakischer Übergangsregierung.
Der Terrorismusforscher Kai Hirschmann äußerte sich besorgt überdie Botschaft des neuen Videos. «Das Ultimatum, verbunden mit sehrkonkreten politischen Forderungen, deutet in Richtung politischerIslamismus - und auf das Umfeld al-Sarkawis», sagte Hirschmann dem«Tagesspiegel» (Donnerstag). Allerdings müsse eine Verbindung zu demjordanischen Terrorführer Abu Mussab al-Sarkawi und ein Ultimatumnicht automatisch bedeuten, dass Verhandlungen erfolglos verliefen.
Auch nach Einschätzung des Irak-Experten am Deutschen Orient-Institut in Hamburg, Henner Fürtig, sind die Drohungen der Kidnappersehr ernst zu nehmen. «Wir haben es hier nach allen bisherigenInformationen mit einem anderen Hintergrund als beim Fall Osthoff zutun», sagte Fürtig der «Leipziger Volkszeitung» (Donnerstag).«Offensichtlich stehen hinter der Entführung islamistischeTerroristen und nicht Stämme. Da verengt sich derVerhandlungsspielraum.»
Der außenpolitische Sprecher der FDP, Werner Hoyer, kritisierte im«Handelsblatt» (Donnerstag), dass «in letzter Zeit etwas zu vieleInformationen über Entführungsfälle wie den Fall Osthoff bekanntgeworden sind». Er könne der Bundesregierung nur raten, bei der Liniezu bleiben, dass Deutschland nicht erpressbar sei und zu dem ThemaLösegeld nichts sage. Der Vorsitzende der deutsch-irakischenMittelstandsvereinigung (Midan), Gelan Khulusi, rät deutschenUnternehmen von Reisen in den Südirak ab. Sicherer sei es jedoch imNorden des Landes, sagt der Unternehmer der Mainzer «AllgemeinenZeitung» (Donnerstag). Nach Schätzungen seiner Organisation sind etwa20 Firmen mit rund 100 Mitarbeitern im Irak.