Kommentar zu Erdogan-Statue Entfernte Erdogan-Statue in Wiesbadener hat ihren Zweck erfüllt
Das ging dann doch schneller als vermutet. Am Dienstag noch durfte sich die Öffentlichkeit der Tatsache erfreuen, dass die Stadt Wiesbaden keine Anstalten machte, die goldene Erdogan-Statue auf dem Platz der Deutschen Einheit zu entfernen. Dabei handelt es sich um eine künstlerische Installation im Rahmen der dort sich gerade wieder ereignenden Biennale. Solange der liebe Frieden gewahrt bleibe, hieß es, sehe man keinen Grund, die Kunstfreiheit einzuschränken.
Doch mit diesem Frieden war es am späten Abend offenbar vorbei. Fürsprecher und Kritiker des türkischen Staatspräsidenten fanden sich vor der vier Meter hohen Statue ein, um einander die Meinung zu sagen. Was ja durchaus in Ordnung ist. Auch spricht die Polizei davon, dass es trotz einer „leicht aggressiven Stimmung“ bei einem verbalen Schlagabtausch geblieben sei.
„Stichwaffen wurden gesichtet“
Der „Wiesbadener Kurier“ freilich zitiert den Ordnungsdezernenten Oliver Franz, dem zufolge es zunehmend zu Handgreiflichkeiten gekommen sei: „Auch Stichwaffen wurden gesichtet.“ Da sah die Stadt die Sicherheit nicht mehr gewährleistet.
Und schon war die Feuerwehr mit einem Kran zur Stelle, um den Koloss kurz nach Mitternacht abzutransportieren.
Es ist ein Kunststreit mit Ansage. Denn dass die goldene Statue des türkischen Staatspräsidenten anstandslos hingenommen werden würde, war nicht zu erwarten gewesen. So erfüllte die künstlerische Provokation einen Veranstalter-Traum: Die Biennale hat einen veritablen Aufreger im Programm.
Doch der bietet mehr als heiße Luft. Gleich zwei dicke Brocken liegen nun auf dem Debatten-Tisch. Dass der Kunst im öffentlichen Raum die Grenzen aufgezeigt werden und dass das Reden über Erdogan auch in Deutschland nicht ohne „Handgreiflichkeiten“ möglich ist – das sind Themen, die sich aufdrängen.
Die Räumung sei dann ohne besondere Vorkommnisse verlaufen, teilte die Polizei mit. Es herrscht wieder Ruhe in Wiesbaden.
