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Energiepolitik Energiepolitik: Kraftwerk Stade in Niedersachsen ist endgültig vom Netz

Von Janet Binder und Peter Kosfeld 14.11.2003, 07:13
Die Luftaufnahme zeigt das Atomkraftwerk Stade an der Elbe (undatiertes Archivbild). Das kleinste und älteste Kernkraftwerk im Kraftwerkspark der E.ON wird zur Zeit heruntergefahren und am Freitag (14.11.2003) aus wirtschaftlichen Gründen engültig vom Netz gehen und seinen Kraftwerksbetrieb einstellen. Ab 2005 soll die 630-MW-Anlage in einem Zeitraum von rund 15 Jahren vollständig zurückgebaut werden. (Foto: dpa)
Die Luftaufnahme zeigt das Atomkraftwerk Stade an der Elbe (undatiertes Archivbild). Das kleinste und älteste Kernkraftwerk im Kraftwerkspark der E.ON wird zur Zeit heruntergefahren und am Freitag (14.11.2003) aus wirtschaftlichen Gründen engültig vom Netz gehen und seinen Kraftwerksbetrieb einstellen. Ab 2005 soll die 630-MW-Anlage in einem Zeitraum von rund 15 Jahren vollständig zurückgebaut werden. (Foto: dpa) dpa

Stade/Berlin/ddp. - Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sprach von einerSignalwirkung. Die Abschaltung unterstreiche die Entschlossenheit derBundesregierung zum Ausstieg aus der Kernenergie. Mit diesem Schrittwerde für jeden sichtbar: «Deutschland steigt aus - und Deutschlandsteigt schneller aus als jedes andere Land in Europa». AuchSPD-Fraktionsvize Michael Müller erklärte, das Ende der Atomkraft seieingeläutet. Dies sei «ein guter Tag für unser Land».

Der Aufsichtsratsvorsitzende der E.ON Kernkraft, WalterHohlefelder, wies hingegen darauf hin, dass das Kernkraftwerk ausrein wirtschaftlichen Gründen abgeschaltet worden sei. E.ON habebereits im Oktober 2000 beschlossen, Stade vom Netz zu nehmen. Dasmit 630 Megawatt kleinste von E.ON betriebene Kraftwerk sei durch dieLiberalisierung des Strommarktes «in die Unwirtschaftlichkeitgerutscht». Trittin räumte ein, es sei «ein Körnchen Wahrheit» daran,dass Stade aus wirtschaftlichen Gründen abgeschaltet worden sei. Ohnedas Atomausstiegsgesetz der rot-grünen Bundesregierung wäre dasKraftwerk aber weiterhin wirtschaftlich gewesen, fügte der Ministerhinzu.

E.ON-Manager Hohlefelder betonte, Kernenergie sei weiter eineZukunftsoption. Unter einer anderen Bundesregierung werde eswomöglich andere Voraussetzungen geben. Dann wäre die Abschaltung desKraftwerks Stade «möglicherweise nur eine Episode» und nicht derBeginn des Ausstiegs aus der Atomenergie insgesamt. Trittin wieshingegen Spekulationen zurück, der Atomkonsens könnte noch einmalrückgängig gemacht werden. Die Wettbewerbssituation fürKernkraftwerke habe sich nicht verbessert. Mit einer modernenWindkraftanlage könne heute Strom wesentlich günstiger produziertwerden als in jedem neuen Atomkraftwerk. Es sei klar, dass niemand inneue Kraftwerke investieren werde.

Die Grünen werteten die Abschaltung des AKW Stade als ihrenpolitischen Erfolg und feierten das Ereignis am Freitag in Hamburgund Berlin. Am Rande der Feier in Berlin demonstriertenAtomkraftgegner für einen schnelleren Atomausstieg. Sie kritisierten,dies sei kein Tag zum Feiern, da die Menge des produzierten Abfallsin den deutschen Anlagen nicht geringer werde. Auch für dieUmweltschutzorganisation BUND ist die Stilllegung kein Grund zumFeiern. Nur mit einem Sofortausstieg werde das Endlagerungsproblemüberschaubar, sagte die niedersächsische BUND-LandesvorsitzendeRenate Backhaus. Die FDP-Umweltexpertin im Bundestag, BirgitHomburger, warf Trittin vor, mit Feiern und ganzseitigen Anzeigen inZeitungen Steuergelder verschwendet zu haben.

Vom Kernkraftwerk zur grünen Wiese (Grafik: dpa)
Vom Kernkraftwerk zur grünen Wiese (Grafik: dpa)
dpa
Am Freitag wird das Atomkraftwerk Stade abgeschaltet. Das seit 15 Jahren betriebsbereite Kraftwerk Mühlheim-Kärlich geht nicht mehr ans Netz. Auch über die Abschaltung des AKW Obrigkheim gibt es einen Vertrag. (Grafik: dpa)
Am Freitag wird das Atomkraftwerk Stade abgeschaltet. Das seit 15 Jahren betriebsbereite Kraftwerk Mühlheim-Kärlich geht nicht mehr ans Netz. Auch über die Abschaltung des AKW Obrigkheim gibt es einen Vertrag. (Grafik: dpa)
dpa