Elterngeld Elterngeld: Regierung rechnet 2007 mit 660 000 Anträgen
Berlin/dpa. - Beispielsweisewerde bei der Geburt von Zwillingen nur ein einziger Antrag benötigt.In Deutschlands Kreißsälen spielte das Elterngeld, das per Gesetz zum1. Januar eingeführt wurde, bei den Geburten zum Jahreswechsel nureine untergeordnete Rolle, ergab eine dpa-Umfrage in denBundesländern. Bei Behörden riefen viele Eltern an oder schickten E-Mails, um Informationen zum Elterngeld zu bekommen.
Ärzte betonten, in Einzelfällen hätten werdende Mütter nachMitteln gefragt, um die Wehen zu unterdrücken und den Geburtsterminin den Januar hinauszuzögern. Dies sei aus ethischen Gründenabgelehnt worden. Bei vielen frisch gebackenen Eltern spielte dasElterngeld nur eine untergeordnete Rolle. «Geld kann niemals einendadurch eventuell entstehenden gesundheitlichen Schaden ersetzen,sagte eine Hebamme.
Es gab aber auch gegenläufige Tendenzen: Hartz-IV-Empfängerinnenversuchten, noch im Dezember ihre Kinder zu bekommen. «Wir hattenzwei Fälle, wo Frauen um einen Kaiserschnitt gebettelt haben», sagteRoya Fakhrabadi, Hebamme am Universitätsklinikum Aachen. Die Frauenhätten mit dem bisherigen Erziehungsgeld mehrere tausend Euro mehr anUnterstützung erhalten. Das Klinikum ging auf die Wünsche nicht ein.
Das Elterngeld löste zum 1. Januar das Erziehungsgeld ab. Stattzwei Jahre lang maximal 300 Euro pro Monat erhalten Eltern künftigeinen Betrag, der sich am Einkommen orientiert und 12 oder 14 Monatelang ausgezahlt wird. Das Elterngeld beträgt 67 Prozent des letztenNettolohns, maximal 1800 Euro monatlich. Alleinerziehende,Geringverdiener und die Bezieher von Arbeitslosengeld II erhalteneinen monatlichen Sockelbetrag von 300 Euro.
Im Knappschaftskrankenhaus in Dortmund-Brakel wurde das wohl ersteKind des neuen Jahres in ganz Deutschland geboren. Um 0.01 Uhrerblickte der kleine Sebastian das Licht der Welt. «Mit Geld hattedas nichts zu tun. Es war eine Spontan-Geburt. Plötzlich setzten dieWehen ein und das Kind wurde geboren», sagte Hebamme Sofie Konior.
In Hamburg kamen im neuen Jahr bislang mehr als 40 Kinder zurWelt. Viele Eltern riefen bei den Behörden an. «Die Unsicherheit istbei vielen schon groß», sagte ein Sprecher des LandesbetriebsKrankenhäuser. In Sachsen-Anhalt verschickten die zuständigen Stellenin Halle und Magdeburg die ersten Antragsformulare. Eltern haben nachder Geburt drei Monate Zeit, den Antrag einzureichen. Das Elterngeldwird dann rückwirkend gezahlt.
In Thüringen verzeichnete keine Klinik an Neujahr deutlich mehrGeburten als an Silvester. Im Osten mit hoher Arbeitslosigkeit undniedrigen Löhnen würden ohnehin deutlich weniger Familien von derNeuregelung profitieren als im Westen, sagte der Direktor derGeburtshilfe am Uni-Klinikum Jena, Ekkehard Schleußner. Dort sei daserste Kind im Jahr 2007 von einer Studentin geboren worden, die ihrenNachwuchs sogar lieber im alten Jahr bekommen hätte. «Sie hat von derNeuregelung nichts, stellt sich sogar schlechter.»
Die Kliniken in Kassel registrierten dagegen deutlich mehrGeburten zum Jahreswechsel. «Statistisch kamen bis zum 26. Dezember2,5 Kinder am Tag bei uns zur Welt. In den letzten fünf Tagen desJahres waren es mit 5,2 dann plötzlich mehr als doppelt so viele»,sagte der Geschäftsführer der Kasseler Klinik Dr. Koch, Rolf Kliche.
Im Uniklinikum Ulm lag die Zahl der Geburten am 1. Januar mitsechs Kindern im Schnitt. Einige Frauen hätten den Wunsch geäußert,erst am Neujahrstag zu entbinden, sagte Oberarzt Frank Reister.Allerdings seien nur Tipps gegeben worden, wie die Geburt nichtbeschleunigt wird - etwa durch den Verzicht auf Sex in den Tagen vordem anvisierten Termin.