Affäre um mutmaßlich gewalttätigen Mitarbeiter Donald Trump: Stabschef Kelly in Bedrängnis - Affäre um mutmaßlich gewalttätigen Mitarbeiter

Washington - Das rechte Auge auf dem Foto ist blau-grün umrandet. Das Gesicht wirkt verängstigt. Es gehört Colbie Holderness, einer Harvard-Absolventin, die 2003 ihren Studienfreund Rob Porter geheiratet hatte. Während eines gemeinsamen Urlaubs in Florenz zwei Jahre später wurde die Aufnahme gemacht. Ihr hochgewachsener Mann habe sie – wie schon zuvor – geschlagen, erklärt Holberness. Porter behauptet, seine damalige Frau sei bei einem Gerangel gegen eine venezianische Vase gestoßen.
Seit einer Woche ist die verstörende Aufnahme in Zeitungen und Fernseh-Talkshows der USA omnipräsent. Rob Porter ist nämlich nicht irgendwer: Er gehörte zum engsten Mitarbeiterstab von Donald Trump und übersah als Stabssekretär alle hochsensiblen Papiere, die auf dem Schreibtisch des Präsidenten landeten. Nicht nur Holderness, sondern auch eine weitere Ex-Ehefrau und eine Ex-Freundin werfen dem 40-Jährigen häusliche Gewalt und Psycho-Terror während der Beziehungen vor.
Und weil das Weiße Haus sich immer mehr in Widersprüche verwickelt, ist die eigentlich private Geschichte zu einer Affäre mit Sprengkraft geworden. In Washington laufen Wetten, wie lange sich Trumps Stabschef John Kelly noch halten kann.
Zweite Frau bestätigt Wutausbrüche
Es war am Dienstag der vergangenen Woche, als die dunkle Seite des allseits beliebten und anerkannten Porter erstmals öffentlich wurde. Die Zeitung „Daily Mail“ berichtete, dass die Bundespolizei FBI seine Ex-Ehefrauen vernommen habe. Deren Anschuldigungen sind massiv: Auch die zweite Frau, Jennifer Willoughby, berichtet von unkontrollierten Wutausbrüchen. Nach der Trennung erwirkte sie eine gerichtliche Schutzverfügung, weil Porter gewaltsam in ihre Wohnung eindrang.
Trotzdem nahm das Weiße Haus den Mitarbeiter zunächst in Schutz. Die Erklärung wurde maßgeblich von Kommunikationsdirektorin Hope Hicks formuliert, die mit Porter eine Affäre haben soll. Stabschef Kelly nannte seinen Mitarbeiter „einen Mann von wahrer Integrität und Ehre“.
Porter bestreitet die Vorwürfe
Am nächsten Tag trat Porter zurück, bestritt aber alle Vorwürfe. Der Präsident und Kelly versicherten ihn zunächst ihres „vollen Vertrauens“. Abends erklärte Kelly dann, ihm seien die „schockierenden Vorwürfe“ nicht bekannt gewesen, was Vize-Sprecher Raj Shah am nächsten Tag bestätigte. Porter habe mit einer vorläufigen Sicherheitsfreigabe im Weißen Haus gearbeitet, sagte er. Die Überprüfung durch das FBI sei noch nicht abgeschlossen. Am Freitag wünschte Trump dem scheidenden Mitarbeiter persönlich alles Gute: „Es ist eine harte Zeit für ihn (…). Wir hoffen, dass er eine wunderbare Karriere macht.“
Nicht nur diese Äußerung des Präsidenten, der in der Me-Too-Debatte noch kein verständnisvolles Wort für die Opfer gefunden hat, sorgt in der amerikanischen Öffentlichkeit für Empörung. Auch die Schilderung der internen Abläufe wird in Zweifel gezogen. So hatte Kelly behauptet, er habe Porter nur 40 Minuten, nachdem er von der Causa erfahren habe, zum Rückzug gedrängt.
Gebliebte soll sich bereits im November beklagt haben
Die New York Times berichtet jedoch, dass sich schon im vorigen November eine verzweifelte Geliebte von Porter an den ihr bekannten White-House-Rechtsberater Don McGahn gewandt habe und sich über Porters Affäre mit Hicks und seine Zornesausbrüche beklagt habe. Der Jurist soll damals Porter zur Kündigung geraten haben.
Vor allem unterrichtete das FBI laut Christopher Wray das Weiße Haus im März, Juli und November des vorigen Jahres über den schleppenden Fortgang der Sicherheitsüberprüfung. Bereits im Juli, so die New York Times, habe die Bundespolizei auf die Anschuldigungen der Ex-Ehefrauen als Grund hingewiesen. Im Januar wurde der Abschlussbericht übersandt. Dass Stabschef Kelly von alldem nichts mitbekommen haben soll, ist eigentlich kaum vorstellbar.