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Gülen-Anhänger ausgeforscht Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga bedauert Bespitzelung von Gülen-Anhägern durch Imame

Von Bernhard Honnigfort 12.01.2017, 10:30
Mitglieder der Türkischen Gemeinde in der Ditib Merkez Mescidi Aksa Moschee in Hamburg
Mitglieder der Türkischen Gemeinde in der Ditib Merkez Mescidi Aksa Moschee in Hamburg dpa

Berlin - Ditib, der größte Islamverband in Deutschland, hat sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass in Deutschland Informationen über Anhänger des Predigers Fethullah Gülen gesammelt und nach Ankara geschickt wurden.

Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga sagte der „Rheinischen Post“: „Die schriftliche Anweisung des türkischen Religionspräsidiums Diyanet war nicht an die Ditib gerichtet. Trotzdem folgten dem einige wenige Ditib-Imame fälschlicherweise. Wir bedauern die Panne zutiefst."

Bereits kurz nach Bekanntwerden der Spitzelaffäre Mitte Dezember hatte Alboga dieser Zeitung gesagt, es handele sich um ein Missverständnis. Die Aufforderung habe nicht den türkischen Generalkonsulaten in Deutschland gegolten, sie sei versehentlich an alle türkischen Auslandsvertretungen gemailt worden. Alboga hatte auch damals schon eine Prüfung angekündigt.

Gülen gilt als Staatsfeind

Die Äußerung ist eine Reaktion auf deutsche und türkische Zeitungsberichte, nach denen Ditib-Imame angebliche Anhänger der Gülen-Bewegung in Deutschland ausspioniert haben sollen. Das türkische Religionspräsidium soll eine entsprechende Aufforderung an alle Auslandsvertretungen der Türkei geschickt haben.

Der 75-jährige Gülen lebt seit Jahren in den USA und gilt in der Türkei als Staatsfeind. Ankara macht ihn für den Putschversuch im Juli 2016 verantwortlich und geht rigoros gegen dessen Anhänger vor.

Gespräche mit Ditib in Düsseldorf

Noch am Mittwoch hatte es Gespräche zwischen Ditib-Vertretern mit der Düsseldorfer Landesregierung gegeben. Dabei kam heraus, dass die rot-grüne Regierung unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) Ditib trotz aller Probleme weiter als ihren Partner ansieht. 

Bei den Gesprächen forderte Düsseldorfer Regierungsvertreter Ditib auf, dazu beizutragen, dass innertürkische Konflikte nicht unrechtmäßig in Nordrhein-Westfalen ausgetragen werden. Die Landeregierung hat ein Gutachten in Auftrag geben, das bis Ende 2017 klären soll, ob Ankara direkt Einfluss nimmt.

Kooperation mit Ditib teilweise beendet

Offensichtlich gibt es innerhalb der Düsseldorfer Landesregierung unterschiedliche Haltungen: Während Innenminister Ralf Jäger (SPD) eine Kooperation mit Ditib bei einem Präventionsprogramm gegen radikalen Salafismus schon vor Monaten beendet hatte, bleibt die Organisation aber in einem Beirat für den Islamischen Religionsunterricht vertreten.

In Hamburg hat die FDP-Bürgerschaftsfraktion die Auflösung des Staatsvertrags der Stadt mit den muslimischen Verbänden gefordert. Dabei geht es den Liberalen vor allem um Ditib und das Islamische Zentrum Hamburg (IZH), das sich nach FDP-Angaben regelmäßig an antiisraelischen Demonstrationen in Berlin beteilige.

„Die Ditib steht im begründeten Verdacht als verlängerter Arm des türkischen Geheimdienstes in Deutschland tätig zu sein und hat auf Initiative der türkischen Regierung im Dezember 2016 in Deutschland sogar Weihnachten und Silvester als Teile der westlichen Kultur verächtlich gemacht“, begründete die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein den Antrag.

Ein Sprecher des Senats dazu: „Wir sehen derzeit keine Veranlassung, die Verträge auf den Prüfstand zu stellen oder neu zu verhandeln.“

Ärger über Weihnachtsmann-Zeichnung

Der Ditib-Vorsitzende von Hamburg und Schleswig-Holstein, Sedat Şimşek, hatte ähnliche Vorwürfe der CDU-Bürgerschaftsfraktion vor wenigen Tagen als „nicht nachvollziehbar“ zurückgewiesen. „Unser Verband ist geleitet von dem Gedanken des Miteinanders und des Füreinanders“, sagte Şimşek.

Ärger hatte es gegeben über Zeichnungen, auf denen ein muslimisch aussehender Mann einem Weihnachtsmann einen Faustschlag ins Gesicht versetzt. Das sei „diffamierend“, so der Verband. (mit dpa)