DDR-Vergangenheit DDR-Vergangenheit: Früheres Politbüro-Mitglied gestorben
Berlin/dpa. - Das frühere Mitglied des SED-Politbüros der DDR, Werner Eberlein, ist tot. Er starb am Freitag wenige Wochen vor seinem 83. Geburtstag, teilte sein Verlag Das Neue Berlin am Sonntag mit. Der in Berlin geborene Eberlein war 1986 bis 1989 Mitglied des Politbüros, des mächtigsten Gremiums in der DDR.
Anders als seine Politbüro-Kollegen wie Egon Krenz oder Günter Schabowski wurde Eberlein nach dem Mauerfall nicht wegen der Toten an Mauer und Stacheldraht zur Verantwortung gezogen. Zwar gehörte er zu den Mitangeklagten im so genannten zweiten Politbüro-Prozess. Wegen einer schweren Krankheit, durch die er Anfang der 90er Jahre ein Jahr auf einen Rollstuhl angewiesen war, wurde das Verfahren aber eingestellt.
In den 80er Jahren galt Eberlein als einer der wenigen führenden DDR-Politiker, denen eine Sympathie für den sowjetischen Parteichef Michail Gorbatschow nachgesagt wurde. Obwohl sich Eberlein für Reformen aussprach, machte er weiter Parteikarriere in Ost-Berlin. Am Sturz von Staats- und Parteichef Erich Honecker war Eberlein nicht unwesentlich beteiligt. Seine letzte politische Funktion war die des Vorsitzenden der Zentralen Parteikontrollkommission, in der er Parteiverfahren unter anderem gegen Honecker einzuleiten hatte.
Eberlein wurde am 9. November 1919 als Sohn des KPD-Mitbegründers Hugo Eberlein geboren. Im Alter von 14 Jahren siedelte er nach Moskau über und verbrachte acht Jahre in sibirischer Verbannung. Nach seiner Rückkehr war er unter anderem als Leiter der Wirtschaftsredaktion des «Neuen Deutschlands» und später als Dolmetscher und Berater in der Führungsriege um Walter Ulbricht tätig. 1983 wurde er 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung von Magdeburg.