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DDR-Geschichte DDR-Geschichte: Vor 60 Jahren scheiterte freiwillige Jugendarbeit

Von Steffen Könau 20.04.2013, 16:26
Im Deutschland-Lager 1952
Im Deutschland-Lager 1952 Bundesarchiv Lizenz

Halle/MZ - Als erstes dachten sich die Mütter und Väter der Idee eine dazugehörige Auszeichnung aus. Allerdings wurde die „Medaille für hervorragende Leistungen im Dienst für Deutschland“, die die Form eines Spatenblattes hatte, dann niemals verliehen: Zu kurzlebig war der „Dienst für Deutschland“ (DD), den der Ministerrat der DDR am 24. Juli 1952 auf Vorschlag von Erich Honecker per Verordnung einführte. Nur elf Monate später wurde der DD wieder aufgelöst - 6 700 Jugendliche, darunter rund 2 500 Mädchen, hatten bis dahin einen freiwilligen sechsmonatigen Arbeitsdienst in den Reihen der kasernierten Truppe geleistet, die in sieben improvisierten Lagern vor allem im Norden der DDR untergebracht war.

Geplant hatte Erich Honecker einen DD in ganz anderen Dimensionen. In der gesamten DDR sollten 66 Lager eingerichtet werden, pro Durchgang hätten dann von dort aus rund hunderttausend Jugendliche zwischen 17 und 21 Jahren geholfen, die für den Aufbau der Kasernierten Volkspolizei notwendigen Unterkünfte zu errichten oder auf Großbaustellen wie dem Eisenhüttenkombinat Ost zu helfen. Der „Dienst für Deutschland“ sei Einsatz beim Aufbau des Sozialismus, schrieb das SED-Organ ND, der Beitritt für jeden jungen Menschen eine „Ehrenpflicht gegenüber dem deutschen Volke“.

Doch die Einsätze waren schlecht organisiert, der Krankenstand war wegen der behelfsmäßigen Unterkünfte hoch, zu den unhygienischen Zuständen kamen, so klagten Besucher aus dem Innenministerium, unmoralische Gegebenheiten - unter den gemischtgeschlechtlichen Deutschland-Dienstlern verbreiteten sich Geschlechtskrankheiten, die Zahl der Schwangerschaften war hoch.

Die Effizienz dagegen gering. Hatte Honecker den DD als Organisation geplant, die ihre Kosten selbst erwirtschaftete, schafften es die verantwortliche FDJ und das Innenministerium, den Dienst zu einem Millionengrab zu machen. 1952 kostete die Gründung 64 Millionen, 1953 wurden 7,4 Millionen fällig. Die Einnahmen aus der Arbeit der Jugendlichen lagen dagegen bei nur 384 000 Mark. Im Juni vor 60 Jahren wurde die Notbremse gezogen. Der Dienst für Deutschland war Geschichte.

Die FDJ marschiert.
Die FDJ marschiert.
Bundesarchiv Lizenz