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DDR-Geschichte DDR-Geschichte: Streit um «Grotewohl-Express» begelegt

16.10.2002, 17:15
Der Grothewohl-Express auf dem Leipziger
Der Grothewohl-Express auf dem Leipziger dpa

Leipzig/Bautzen/dpa. - Der monatelange Streit um den Standort des letzten noch existierenden DDR-Gefangenentransportwagens «Grothewohl-Express» ist beendet. Das Bürgerkomitee Leipzig und der Bautzener Opfer-, Förder- und Dokumentationsverein Bautzen II schlossen im Berufungsverfahren (Az.: 16 S 3648/02) am Dienstagabend vor dem Leipziger Landgericht einen Vergleich. Das teilte Gerichtssprecherin Ellen Baustetter am Mittwoch der dpa auf Anfrage mit. Nach dem Vergleich bleibt der Zug nicht in Leipzig. Der neue Standort ist aber noch unklar.

Das Bürgerkomitee bedauerte außerordentlich, dass sich der Verein bis zuletzt weigerte, den Zug in Leipzig zu präsentieren. Hauptanliegen sei es jedoch, den Zug weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Darum habe man einem Vergleich zugestimmt, teilte das Komitee mit. Nach eigenen Angaben zahlt das Bürgerkomitee 2500 Euro für den Abtransport aus Leipzig. Im Gegenzug bemühe sich der Verein um eine angemessene Präsentation des einzigen erhaltenen Gefangenensammeltransportwagen der DDR. «Wie schnell und wo der Zug gezeigt werden soll, entzieht sich aber unserer Kenntnis», sagte Tobias Hollitzer, Geschäftsführer des Bürgerkomitees.

Der Streit um den «Grothewohl-Express» war im April entbrannt, nachdem der Zug im Leipziger Hauptbahnhof auf dem Museumsgleis 24 bei der Museumsnacht präsentiert wurde. Die Überführung des Wagens war nach Auffassung des Vereins ohne Zustimmung erfolgt. Dieser Argumentation war das Amtsgericht Leipzig im Mai gefolgt. Das Komitee war daraufhin in Berufung gegangen.

Der 1980 bis 1982 gebaute Museumszug ist der letzte noch existierende Gefangenentransportwagen der DDR. In den 18 Zellen wurden jeweils 90 Häftlinge zwischen den Haftanstalten der DDR transportiert. Der Leipziger Bahnhof war in der DDR ein Umsteigepunkt zwischen zwei Transportringen, die die Gefängnisse miteinander verbanden. 1975 wurde deshalb unter den Gleisen des Bahnhofes ein so genannter Zwischengewahrsam eingerichtet.